Thank you for Dresden, too!

Hier im Saal unterzeichneten vor 65 Jahren Generalfeldmarschall Keitel und Konsorten die bedingungslose Kapitulation, hinten an der Wand hängen die Fahnen der Alliierten. Vorn am Rednerpult spricht ein ergrauter britischer Militärattaché, der jahrelang in Moskau und in Berlin stationiert war, vor den dicht gedrängten Teilnehmern der Feierlichkeiten im Deutsch-Russischen Museum Karlshorst zum 8. Mai, dem »Tag der Befreiung«. »Wir gedenken des Tags ohne Zorn, ohne Feindschaft«, berichtet der Gentleman über das Gedenken an das Kriegsende in Großbritannien, ganz im Geiste erinnerungspolitischer Versöhnung. So einfach aber gelingt die nicht, denn so mancher Deutsche verübelt den Briten die Befreiung vom Nationalsozialismus. »Was sagen Sie zu Bomber-Harris?« fragt ein Mann mit einem Orden am Revers, vielleicht einer der ehemaligen NVA-Kader, die mit dem Museum eng verbunden sind. »Was sagen Sie zum Bombenkrieg gegen die Zivilbevölkerung«, zum »Flammeninferno auf der Elbe«, zu den »beschossenen Flüchtlingstrecks«? Von einem »Thank you« ist da nichts zu hören am Tag der Befreiung.
Ein älterer Russe fragt dann, ob denn der Brite bereit sei, die Verantwortung für das Schicksal Tausender russischer Kriegsgefangener zu übernehmen, die angeblich aus dem britisch besetzten Sektor in Stalins Gulag deportiert worden seien. Ein alter Antistalinist, könnte man sich da freuen, schließlich hängen zum 8. Mai heute wieder Stalin-Porträts in Moskauer Straßen. Doch dann bringt der russische Herr die These vor, Stalin trage die eigentliche Schuld am Zweiten Weltkrieg, da Hitler nur einen »Präventivkrieg« gegen Stalins geheime Kriegsvorhaben geführt habe. Aha. Da fällt das Mitfeiern irgendwie schwer. Dabei hätte man gern mal unbefangen »Danke« gesagt. Zum Glück gibt es außen, wo ein russischer T 34 an den Sieg der Roten Armee erinnert, zum Danken noch Gelegenheit. Auch weil die Pelmeni und die frittierten Tschebureki nach ewig langem Schlangestehen wirklich ganz besonders lecker sind. Spasiba!