Wohnung mit Bad

Im Buch »Oslo. Auf der Suche nach Ibsens Badezimmer« haben Anne Helene Bubenzer und Gabriele Haefs Geschichten versammelt, die frei sind von den herkömmlichen Norwegen-Klischees, es geht bspw. um die Lebensumstände junger Mütter oder um die Klatschpresse. Außerdem liest man unbekannte Geschichten über bekannte Norweger, z.B. über Ibsen. Zur Badewanne kam der Dichter nicht zuletzt dadurch, dass er seine Frau Suzannah sehr häufig betrog. Als die gerade aktuelle Geliebte ihre Briefe bereits mit »Ibsen« unterzeichnete, reichte es der Gattin, sie verlangte die Scheidung. Um sie zu beruhigen, suchte Ibsen eine neue Wohnung mit unerhörtem Luxus: einer Badewanne. Arbinsgate 1 (das ist die Adresse des Domizils) wurde erst viele Jahre nach dem Tod Ibsens 1906 zum Museum, der Stadt Oslo war der Nachlass zunächst viel zu teuer.
Die Wohnung wurde in der Folge umgebaut und diente als Zahnarztpraxis und später als Versicherungsbüro, bis es 1993 endlich so weit war und das Ibsenmuseet eingeweiht wurde. Während sich das Inventar größtenteils im Familienbesitz befand oder in anderen Museen ausgestellt war, wäre das Badezimmer fast ebenso leer geblieben wie manche Stellen an den Wänden, an denen Bilder hingen, die ihre heutigen Besitzer nicht hergeben wollen. Fast, denn der Eigentümer der Wanne, der das Stück vor der Verschrottung gerettet hatte, war sehr stolz auf diesen einzigartigen Gegenstand und verwen­dete ihn lange Zeit als Kuh-Tränke.

Anne Helene Bubenzer und ­Gabriele Haefs: Lesereise Oslo. Auf der Suche nach Ibsens ­Badewanne. Picus, Wien 2010, 132 Seiten, 14,90 Euro