Die Übermutter

Sie nannte sich »Enibas«. Liest man dieses Pseudonym rückwärts, ist leicht zu erkennen, dass sich dahinter eine Sabine verbergen könnte. Da Sabine R. viele ihrer persönlichen Daten im Internet ähnlich simpel verschlüsselte, fiel es der Autonomen Antifa Freiburg nicht schwer, die Identität der »Nazi-Mutter« aufzudecken. Mit einer Flugblattaktion wurde die Moderatorin des wichtigsten deutschsprachigen Nazi-Forums, Thiazi.net, in der vergangenen Woche dann geoutet. Im Raum Mannheim-Käfertal gilt die Nationalsozialistin nun als enttarnt. Ihr vollständiger Name, ihre Adresse und Telefonnummern wurden veröffentlicht.
Die 50jährige R. lebt seit 1990 in Mannheim und hat dort ihren Ehemann kennen gelernt. Nach eigener Aussage ist die zehnfache Mutter durch rechte Musik politisiert worden. Ein Sampler namens »Rock against Communism« sei ihr »Schlüsselerlebnis« gewesen.
Seit das nach einer Gestalt aus der germanischen Mythologie benannte Thiazi-Forum 2007 gegründet wurde, ist R. als Moderatorin der »Germanischen Weltnetzgemeinschaft« aktiv. Sie machte sich mit den Jahren und mit über 3 000 Beiträgen in der Thiazi-Gemeinde verdient. Die studierte Grafikdesignerin einen vertritt einen bewussten Antisemitismus und leugnet die Shoah. Auch Rassismus und Homophobie zeichnen ihre Einträge aus. Weiterhin propagiert R. gegenüber den 25 000 Nutzern des Thiazi-Forums eine Ideologie der »reinrassigen Großfamilie«, die sie außerhalb der virtuellen Volksgemeinschaft vorlebt. So war die gebürtige Berlinerin zwischen 1988 und 2000 nach eigener Aussage »nahezu dauerschwanger«. Als »Übermutter« backt sie nun mit ihren Kindern Hakenkreuz-Torten und engagiert sich in der Schule als Elternsprecherin. Mit dem Ziel, vorhandene Strukturen zu unterwandern, indoktriniert sie ihre Kinder und empfiehlt ihren Kameraden, ebenfalls in ehrenamtlichen Positionen Einfluss zu nehmen. Mit dieser Strategie begründet Sabine R. auch, weshalb sie nicht der NPD beigetreten sei. Jenseits ihrer häuslichen Aktivitäten wurde sie auf Nazi-Demonstrationen als Anti-Antifa-Fotografin gesichtet.
Auch der Betreiber des Nazi-Infoportals Altermedia ist nun nicht mehr unbekannt. Axel M. wurde vom Amtsgericht Stralsund wegen Volksverhetzung verurteilt und damit öffentlich geoutet. Die Nazi-Propaganda im Netz wird deshalb zwar nicht abnehmen, doch sind ihre Strukturen ein klein wenig durchsichtiger geworden.