Don’t mention the score

Vor dem WM-Achtelfinalspiel zwischen Deutschland und England hatte das britische Boulevardblatt Sun noch eine Wiederholung der Geschichte beschworen: »Diese Weltmeisterschaft verläuft wie der Zweite Weltkrieg: Die Franzosen haben früh kapituliert, die Amerikaner sind erst in letzter Minute angekommen, deshalb ist es mal wieder an uns, die Deutschen zu bekämpfen.« Nach dem Kick gegen die Krauts blieb dem Daily Mail nur die Feststellung: »Wenn wir im Krieg genauso schlecht verteidigt hätten, würden wir jetzt alle Deutsch sprechen.« In Anspielung auf das sagenumwobene »Wembley-Tor« im Finale der 1966 mutmaßte der Daily Telegraph: »Der Linienrichter aus Uruguay hat versagt. War das die Rache für den berühmtesten Treffer der WM-Geschichte?«
Die englische Presse konnte sich nach dem blamablen 1:4 gegen die Deutschen nicht entscheiden, wem sie mehr zürnen sollte: dem eigenen Team oder dem Schiedsrichtergespann, das Frank Lampards regulärem Treffer zum 2:2 die Anerkennung verweigert hatte. Für den Guardian kam ohnehin alles Unglück dieser Welt zusammen: »Ein falsches Gefühl der Überlegenheit und eine ungeordnete Abwehr plus eine entsetzliche Entscheidung der Referees bescherten England einen Nachmittag zum Vergessen.« Der Daily Mirror begrub die Sehnsucht nach dem zweiten englischen WM-Titel mit einer Trauerrede: »Die Three Lions hatten gehofft, der 44 Jahre alte Schmerz würde endlich enden. Er endete – der von Deutschland.«
Noch deutlicher wurden die US-Medien: »Deutschland zerschmettert England« (New York Times), »Deutschland verprügelt England und marschiert« (USA Today). Das angloamerikanische Bündnis scheint auch nicht mehr zu sein, was es einmal war, zumal die an Ghana gescheiterten Amerikaner »Ze Germans« ebenfalls nicht mehr stoppen können. Jetzt muss England hoffen, dass Argentinien es richtet – der frühere Gegner im Falkland-Krieg. Ob das der Beginn einer wunderbaren Freundschaft wird?