Kleine Tropfen Wasser

Eine Erzählung.

Jetzt ist Larry weg.
Wir Junggesellen sind einsame Menschen. Wenn ich nicht von Zeit zu Zeit verdammt einsam wäre, hätte ich keinen Freund wie Larry Whiteman, den Bariton. Nicht Freund, sondern Gefährten, das heißt, ich verbrachte Zeit mit ihm, ob ich ihn nun übermäßig mochte oder nicht. Wenn Junggesellen älter werden, finde ich, werden sie immer weniger wählerisch, was ihre Gefährten betrifft – und wie alles andere im Leben werden auch Freunde zur Gewohnheit und wahrscheinlich Teil einer Routine. Während mir zum Beispiel Larrys monströse Einbildung und Eitelkeit den Magen umdrehten, habe ich ihn jahrelang hin und wieder besucht. Und wenn ich mal analysiere, was hin und wieder bedeutet, wird mir klar, dass ich Larry jeden Dienstag zwischen 17 und 18 Uhr gesehen habe. Wenn mich im Zeugenstand jemand fragen sollte, wo ich an dem und dem Freitagabend war, müsste ich mir nur überlegen, wo ich kommenden Freitag bin, um ihm zu sagen, wo ich wahrscheinlich an dem fraglichen Freitag war.
Lassen Sie mich rasch hinzufügen, dass ich Frauen mag, aber aus freien Stücken Junggeselle bin. Während Junggesellen einsame Menschen sind, sind Ehemänner meiner Überzeugung nach einsame Menschen mit Angehörigen.
Wenn ich sage, dass ich Frauen mag, kann ich Namen nennen und vielleicht, unter Berufung auf die Gewohnheit, von Frauen berichten, wenn ich von meiner Verbindung mit Larry berichte. Da gab es Edith Vranken, die Brauereibesitzerstochter aus Schenectady, die singen wollte; Janice Gurnee, die Haushalts- und Eisenwarenhändlerstochter aus Indianapolis, die singen wollte; Beatrix Werner, die Diplomingenieurstochter aus Milwaukee, die singen wollte; und Ellen Sparks, die Lebensmittelgroßhändlerstochter aus Buffalo, die singen wollte.
Ich traf diese attraktiven jungen Damen – eine nach der anderen und der Reihe nach benannt – in Larrys Studio, oder in dem, was jeder andere Wohnung nennen würde. Larry bessert seine Einkünfte als Solist durch Gesangs­unterricht für reiche und hübsche junge Frauen auf, die singen wollen. Während Larry so weich ist wie ein gemischtes Halbgefrorenes mit Sahne, sieht er groß und kraftvoll aus, wie ein Holzfäller mit College-Bildung, falls es sowas gibt, oder ein Königlich-Kanadischer Berittener Polizist. Seine Stimme vermittelt natürlich den Eindruck, er könne Steine zwischen Daumen und Zeigefinger zu Pulver zermahlen. Seine Schülerinnen verliebten sich unweigerlich in ihn. Wenn Sie mich fragen, wie sie ihn liebten, kann ich nur mit einer Gegenfrage antworten: In welcher Phase des Zyklus meinen Sie? Wenn Sie den Anfang meinen, wurde Larry als Vater auf Zeit geliebt. Später wurde er als gutmütiger Zuchtmeister und zum Schluss als Liebhaber geliebt.
Danach kam das, was Larry und seine Freunde inzwischen als Abschlussfeier mit Überreichung des Zeugnisses bezeichnen, die in Wahrheit nichts mit dem Status der Schülerin als Sängerin zu tun hatte, alles dagegen mit dem Zyklus der Zuneigungsbeweise. Das Stichwort für die Abschlussfeier war der unverhohlene Gebrauch des Wortes Ehe seitens der Schülerin.
Larry war eine Art Blaubart und, wenn ich das so sagen darf, ein Glückspilz, solange sein Glück anhielt. Edith, Janice, Beatrix und Ellen – die bisher letzte Gruppe seiner Absolventinnen – liebten der Reihe nach und wurden der Reihe nach geliebt. Und der Reihe nach gefeuert. Sie waren wunderschöne Mädchen, jedes einzelne. Außerdem waren dort, woher sie gekommen waren, noch mehr von der Sorte, und diese anderen bestiegen Züge und Flugzeuge und Kombis, um nach New York zu kommen, weil sie singen wollten. Larry hatte kein Problem mit dem Nachschub. Und mit so viel Nachschub blieb ihm die Versuchung erspart, wie sie die Vorrathaltung mit sich bringt, beispielsweise die Ehe.
Larrys Leben war, wie das Leben der meisten Junggesellen, Minute für Minute durchgeplant, nur noch ausgeprägter als bei den meisten Junggesellen und mit noch weit weniger Zeit für Frauen in ihrer Eigenschaft als Frauen. Die Zeit, die er sich für die jeweils in seiner Gunst stehende Schülerin genommen hatte, war montag- und dienstagabends, um ganz genau zu sein. Es gab Zeiten für Unterricht, Zeiten zum Mittagessen mit Freunden, Zeit zum Üben, Zeit für seinen Friseur, Zeit für zwei Cocktails mit mir – für alles gab es seine Zeit, und er variierte seinen Stundenplan nie um mehr als ein paar Minuten.
Sein Studio hatte er gleichermaßen genauso eingerichtet, wie er es wollte – alles an seinem Platz, kein Platz ohne was und nichts in seinen Augen Überflüssiges. Wo er einst ein bisschen Zeit und Platz für eine Ehefrau gehabt haben mochte – eine dazwischengequetschte Ehefrau –, war jetzt nichts mehr, absolut nichts.
»Gewohnheit ist meine Stärke!« sagte Larry einmal. »Aaaah, das könnte ihnen so passen, sich Larry zu schnappen, was? Und umzumodeln, wie? Na, bevor ich ihnen in die Falle gehe, müssen sie mich aus dem Trott bringen, und das wird nicht glücken. Ich liebe meinen behaglichen kleinen Trott. Gewohnheit – aes triplex.«
»Wie bitte?« sagte ich.
»Aes triplex – dreifaches Erz, doppelt verstärkte Rüstung«, sagte er.
»Oh.« Aes Kleenex wäre der Wahrheit näher gekommen, aber damals wussten wir das beide nicht. Ellen Sparks war da und aszendierte an Larrys Himmel – nachdem Beatrix Werner ein paar Monate zuvor liquidiert worden war –, aber Ellen schien auch kein bisschen anders zu sein als die anderen.
Ich sagte, ich mag Frauen, und nannte einige von Larrys Schülerinnen als Beispiele, einschließlich Ellen. Ich mochte sie aus sicherer Entfernung. Immer wenn Larry in seinem Liebeszyklus mit einer Favoritin aufgehört hatte, ein Vater in der Fremde zu sein, und in eine bequemere Rolle geschlüpft war, war ich an der Reihe, eine Art Vater zu werden. Ein nachlässiger, schludriger Vater, klar, aber die Mädchen erzählten mir gern, wie es ihnen ging, und baten mich um Rat. Als Berater war ich denkbar ungeeignet, denn alles, was mir je einfiel, war: »Och, na ja, was soll’s, man ist nur einmal jung.«
Dies sagte ich auch Ellen Sparks, einer schrecklich hübschen Brünetten, die kaum Gefahr lief, sich von Geldmangel oder Gedanken deprimieren zu lassen. Ihre Sprechstimme war überaus angenehm, aber wenn sie sang, klang es, als wären ihr die Stimmbänder in die Stirnhöhlen gerutscht.
»Eine Maultrommel mit Text«, sagte Larry, »italienischem Text mit dem Akzent des Mittleren Westens.« Aber er behielt sie, weil Ellen ein sehr schöner Anblick war, pünktlich das Honorar zahlte und nie zu bemerken schien, dass Larry ihr für eine Gesangsstunde immer so viel berechnete, wie er gerade brauchte.
Ich fragte sie einmal, wie sie auf die Idee gekommen sei, Sängerin zu werden, und sie sagte, sie fände Lily Pons toll. Für sie war das eine Antwort, noch dazu eine völlig angemessene. Tatsächlich glaube ich, dass sie sich von den Bedenken daheim entfernt hatte, um ihren Reichtum zu genießen, wo keiner sie kannte. Sie zog wahrscheinlich ein Riesenpublikum an, das sehen wollte, ob der Vorwand Musik, Theater oder Kunst war. Was das betraf, so war es ihr ernster als einigen der Mädchen in ihrer Situation. Ein Mädchen, das ich kannte, ließ sich mit dem Geld ihres Vaters in einer Suite nieder und erweiterte ihren Horizont, indem sie mehrere Nachrichtenmagazine abonnierte. Jeden Tag unterstrich sie religiös eine Stunde lang alles, was ihr in den Zeitschriften wichtig erschien. Mit einem Füllfederhalter zu dreißig Dollar.
Tja, als Ellens New Yorker Vater hörte ich sie verkünden, wie ich die anderen vor ihr verkünden gehört hatte, dass sie Larry liebe und dass sie es nicht genau wisse, aber doch denke, er könne sie auch recht gut leiden. Sie war stolz auf sich, denn hier war sie, kam mit einem leidlich berühmten Manne gut voran und war erst fünf Monate von zu Hause weg. Der Triumph war doppelt köstlich, da man sie, nahm ich an, in Buffalo für eine dumme Trine gehalten hatte. Danach vertraute sie mir stockend vorgetragene Berichte über Abende an, die mit Wein und geistvollen Gesprächen über die Künste verbracht worden waren.
»Montag- und Dienstagabend?« fragte ich.
Sie sah aufgeschreckt aus. »Sind Sie ein Spanner?«
Sechs Wochen später sprach sie zurückhaltend von Ehe, davon, dass Larry offenbar kurz davor stehe, sie zu erwähnen. Sieben Wochen später machte sie ihren Abschluss. Ich kam gerade zufällig auf meine beiden Dienstagscocktails bei Larry vorbei und sah sie auf der anderen Straßenseite in ihrem gelben Kombi sitzen. An der Art, wie sie sich in die Polster lümmelte, trotzig und gleichzeitig komplett fertig, merkte ich, was geschehen war. Ich hielt es für das Beste, sie zufriedenzulassen – da ich dieselbe alte Geschichte ohnehin herzlich satt hatte. Aber sie sah mich und hupte, dass mir die Haare zu Berge standen.
»Na, Ellen, hallo. Gesangsunterricht vorbei?«
»Nur zu, lachen Sie mich aus.«
»Ich lache gar nicht. Warum sollte ich lachen?«
»Sie waren eingeweiht!« sagte sie bitter. »Männer! Sie haben über die anderen Bescheid gewusst, stimmt’s? Sie haben gewusst, was mit ihnen passiert ist und was mit mir passieren würde, stimmt’s?«
»Ich wusste, dass viele von Larrys Schülerinnen ziemlich anhänglich waren.«
»Und abgehängt wurden. Nun, hier ist das eine kleine Mädchen, das sich nicht abhängen lassen wird.«
»Er hat schrecklich viel zu tun, Ellen.«
»Er hat gesagt, seine Karriere ist eine eifersüchtige Geliebte«, sagte sie heiser. »Wozu macht mich das?«
Mir schien Larrys Bemerkung etwas aussagestärker als nötig. »Aber, Ellen, ich finde, Sie haben es bestens getroffen. Sie verdienen jemanden, der Ihnen vom Alter her näher steht.«
»Das ist gemein. Ich verdiene ihn.«
»Selbst wenn Sie so töricht sind, ihn zu wollen, können Sie ihn nicht haben. Sein Leben ist so versteinert von Gewohnheiten, dass er darin unmöglich eine Ehefrau unterbringen kann. Es wäre leichter, die Metropolitan Opera zum Singen von Werbespots zu überreden.«
»Ich komme wieder«, sagte sie grimmig und drückte auf den Anlasser.
Larry kehrte mir den Rücken zu, als ich eintrat. Er mixte Drinks. »Tränen?« sagte er.
»Keine einzige«, sagte ich.
»Gut«, sagte Larry. Ich war mir nicht sicher, ob er das so meinte. »Ich komme mir immer so gemein vor, wenn sie weinen.« Er reckte die Hände gen Himmel. »Aber was soll ich tun? Meine Karriere ist eine eifersüchtige Geliebte.«
»Ich weiß. Sie hat es mir gesagt. Beatrix hat es mir gesagt. Janice hat es mir gesagt. Edith hat es mir gesagt.« Der Dienstplan schien ihm zu gefallen. »Ellen sagt übrigens, sie wird sich nicht abhängen lassen.«
»Wirklich? Wie unklug. Na, wir werden sehen, was wir sehen werden.«

Als, soweit es Ellen betraf, die Welt noch in Ordnung war, als sie zuversichtlich war, nach wenigen Wochen eine beglaubigte New Yorker Berühmtheit nach Buffalo zurückzubringen, hatte ich sie in väterlicher Manier zum Mittagessen in mein Lieblingsrestaurant mitgenommen. Es schien ihr zu gefallen, und nach der Trennung sah ich sie dort hin und wieder.
Sie war meist in der Art Begleitung, die sie laut Larry und mir verdiente – ihr vom Alter her näher stehend. Außerdem schien sie sich Personen ausgesucht zu haben, die ihrer eigenen liebenswerten Geistlosigkeit näher standen, wodurch Mittagspausen voller Seufzer, langen Schweigens und mit einer allgemeinen »Wegen Nebels geschlossen«-Atmosphäre, die oft fälschlich für Liebe gehalten wird, entstanden. Tatsächlich, da bin ich sicher, waren Ellen und ihr Gefährte in der misslichen Lage, dass ihnen nichts einfiel, was sie hätten sagen können. Mit Larry hatte es das Problem nie gegeben. Vereinbarungsgemäß übernahm er das Sprechen, und wenn er tatsächlich mal still war, so diente das Schweigen der Wirkung, es war schön, und sie sollte sich daran erinnern, statt es zu brechen. Wenn ihre Begleiter ihre Aufmerksamkeit auf das Begleichen der Rechnung fokussierten, deutete sie durch Unruhe und einen abschätzigen Gesichtsausdruck an, dass solche Nickeligkeiten unter ihrem Niveau lagen. Was ja auch stimmte.
Wenn wir zufällig gleichzeitig in dem Restaurant waren, ignorierte sie mein Hinübernicken, und weil mir das alles ohnehin überaus wurscht war, gab ich die Übung des Hinübernickens auf. Ich glaube, sie hatte den Eindruck, ich sei Teil eines Komplotts, irgendwie Komplize in Larrys teuflischem Plan, sie zu demütigen.
Nach einer gewissen Zeit gab sie ihr vom Alter her näher stehende junge Männer zugunsten selbstbezahlten Mittagessens auf. Und schließlich fand sie sich durch einen Zufall, der uns beide überraschte, am Nachbartisch wieder. Sie räusperte sich durch ihren weißen Hals.
Es wurde mir unmöglich, weiter meine Zeitung zu lesen. »Na so was, na, da soll doch gleich«, sagte ich.
»Und wie ist es Ihnen ergangen?« fragte sie kalt. »Immer noch jede Menge Gelächter?«
»Aber ja, jede Menge und mehr. Sadismus ist ganz groß im Kommen, wissen Sie. New Jersey hat ihn legalisiert, und Indiana und Wyoming stehen kurz davor.«
Sie nickte. »Stille Wasser sind tief«, sagte sie rätselvoll.
»Damit meinen Sie mich, Ellen?«
»Mich.«
»Verstehe«, sagte ich verdutzt. »Meinen Sie damit, an Ihnen ist mehr dran, als man mit bloßem Auge sieht? Da gebe ich Ihnen recht.« Und ich gab ihr wirklich recht. Es war unglaublich, dass so wenig an Ellen dran sein sollte – intellektuell, wohlgemerkt –, wie man mit bloßem Auge sah.
»Mit Larrys bloßem Auge«, sagte sie.
»Och, kommen Sie, Ellen – darüber sind Sie doch bestimmt längst hinweg. Er ist eitel und egoistisch und trägt einen Hüfthalter, um seinen Bauch zu verstecken.«
Sie hob die Hände. »Nein, nein – erzählen Sie mir von den Postkarten und der Hupe. Was sagt er dazu?«
»Postkarten? Hupe?« Ich schüttelte den Kopf. »Hat er beides nicht erwähnt.«
»Nat«, sagte sie. »Hervorragend, perfekt. Aber wirklich perf.«
»Tut mir leid, aber ich bin konf und habe einen wicht Term«, sagte ich, indem ich mich erhob.
»Wie bitte?«
»Ich habe gesagt, ich bin konfus, Ellen. Und ich würde versuchen, Verständnis aufzubringen, aber ich habe keine Zeit. Ich habe einen wichtigen Termin. Viel Glück, meine Liebe.«
Der Termin war beim Zahnarzt, und nachdem dieser grausige Besuch vorüber und der Nachmittag über den Berg war, beschloss ich, Larry zu finden und zu den Postkarten und der Hupe zu befragen. Es war Dienstag, und es war vier, also war Larry naturgemäß beim Friseur. Ich ging hin und setzte mich auf den Stuhl neben seinem. Sein Gesicht war mit Schaum bedeckt, aber es war eindeutig Larry. Seit Jahren hatte niemand sonst freitags um vier auf diesem Stuhl gesessen.
»Kürzen«, sagte ich zum Friseur und dann zu Larry: »Ellen Sparks sagt, du solltest wissen, dass stille Wasser tief sind.«
»Hmmmm?« sagte Larry durch den Schaum. »Wer ist Ellen Sparks?«
»Eine deiner früheren Schülerinnen. Erinnerst du dich?« Diese Routine mit dem Vergessen war einer von Larrys alten Tricks und kam, soweit ich wusste, aus ehrlichem Herzen. »Sie hat vor zwei Monaten ihren Abschluss gemacht.«
»Höllisch schwer, sich all die Absolventinnen einzuprägen«, sagte er. »Dies kleine Ding aus Buffalo? Lebensmittelgroßhandel? Ich erinnere mich. Und jetzt shampoonieren«, sagte er zum Friseur.
»Natürlich, Mr. Whiteman. Naturgemäß als nächstes das Shampoo.«
»Sie will etwas über die Postkarten und die Hupe wissen.«
»Postkarten und Hupe«, sagte er nachdenklich. »Nein, sagt mir im Augenblick gar nichts.« Er schnippte mit den Fingern. »Ach, ja, ja, ja, ja. Du kannst ihr sagen, dass sie mich damit absolut zugrunde richtet. Jeden Morgen habe ich eine Karte von ihr in der Post.«
»Was schreibt sie?«
»Sag ihr, dass die Post kommt, wenn ich meine Vier-Minuten-Eier esse. Ich lege die gesamte Post vor mir auf den Tisch, und ihre Karte obendrauf. Ich esse meine Eier auf und greife eifrig nach der Karte. Und dann? Zerreiße ich sie in zwei Hälften, dann in Viertel, dann Sechzehntel und lasse das kleine Schneegestöber in meinen Papierkorb fallen. Dann ist es Zeit für den Kaffee. Ich habe nicht die entfernteste Ahnung, was sie schreibt.«
»Und die Hupe?«
»Eine noch entsetzlichere Strafe als die Karten.« Er lachte. »Verschmähter Weiber Wut tilgt keine Höllenglut. Also was passiert jeden Nachmittag um halb drei, wenn ich gerade mit den praktischen Übungen beginnen will?«
»Sie haut dich mit einem fünfminütigen Sturmhupen aus den Socken?«
»Dazu fehlt ihr der Nerv. Jeden Nachmittag bekomme ich ein kleines, fast unwahrnehmbares Üüüt, das Einlegen eines ersten Ganges, und weg ist das törichte Kind.«
»Macht dir nichts aus, was?«
»Ausmachen? Mir? Sie hatte recht, als sie mich für sensibel hielt, aber sie unterschätzt meine Anpassungsfähigkeit. Die ersten paar Tage hat es mich gestört, aber jetzt bemerke ich es nicht heftiger als das Geräusch der U-Bahn. Ich musste sogar kurz überlegen, bevor ich wusste, was du mit deiner Frage nach der Hupe gemeint hast.«
»Das Mädel will Blut sehen«, sagte ich.
»Etwas mehr davon in ihrem Hirn wäre nützlich«, sagte Larry. »Was hältst du übrigens von meiner neuen Schülerin?«
»Christina? Wenn sie meine Tochter wäre, hätte ich sie in eine Schweißerlehre geschickt. Sie ist die Sorte, die die Lehrerinnen in der Grundschule Zuhörer nannten. Die Lehrerinnen setzten sie im Musikunterricht in die Ecke, sagten ihnen, sie sollten mit dem Fuß im Takt wippen und den kleinen Mund geschlossen halten.«
»Sie lernt begierig dazu«, sagte Larry defensiv. Bei Andeutungen, sein Interesse an seinen Schülerinnen könne irgend anders als professioneller Natur sein, reagierte er feinfühlig. Darüber hinaus, mehr oder weniger aus Selbstverteidigung, war er, was die künstlerischen Möglichkeiten seiner Schützlinge betraf, geradezu kriegerisch loyal. Seine vergiftete Einschätzung von Ellens Stimme zum Beispiel wurde erst getroffen, als es Zeit war, sie in die oubliettes zu stoßen.
»In zehn Jahren wird Christina für ›Alle meine Entchen‹ bereit sein«, sagte ich.
»Vielleicht wird sie dich überraschen.«
»Ich glaube nicht, dass sie mich überraschen wird, aber vielleicht Ellen«, sagte ich. Ellen machte auf mich einen Eindruck, als werde sie bald entsetzliche, unwiderstehliche Kräfte freisetzen, und das störte mich. Trotzdem setzte es nur diese tölpelhafte Postkarten-und-Hupen-Aktion.
»Welche Ellen?« sagte Larry gedämpft unter einem heißen Handtuch hervor.
Das Telefon des Friseurs klingelte. Der Friseur wollte drangehen, aber es hörte auf zu klingeln. Er zuckte die Achseln. »Komisch. In letzter Zeit scheint immer das Telefon zu klingeln, wenn Mr. Whiteman da ist.«

Das Telefon neben meinem Bett klingelte.
»Hier ist Larry Whiteman!«
»Fall tot um, Larry Whiteman!« Der Wecker zeigte zwei Uhr morgens.
»Sag diesem Mädel, es soll das lassen, hörst du?«
»Schön, sehr gern, aber sicher«, sagte ich belegt. »Wer was?«
»Diese Lebensmittelgroßhändlerin natürlich! Das junge Ding aus Buffalo. Hörst du? Sie muss umgehend damit aufhören. Dies Licht, dies gottverdammte Licht.«
Ich wollte gerade den Hörer auf die Gabel knallen, hoffte wider besseres Wissen, dass ihm das Trommelfell platzt, als ich aufwachte und feststellte, dass ich fasziniert war. Vielleicht hatte Ellen doch noch ihre Geheimwaffe eingesetzt. Larry hatte gerade einen Liederabend bestritten. Vielleicht hatte sie ihn vor allen Leuten gedemütigt.
»Hat sie dich geblendet?«
»Schlimmer! Als die Lichter im Saal ausgingen, hat sie ihr dummes Gesicht mit einer dieser dummen Taschenlampen angestrahlt, die die Leute als Schlüsselanhänger verwenden, bis die Batterie alle ist. Da saß sie, grinste mich aus der Dunkelheit an wie der aufgewärmte Tod.«
»Und das hat sie den ganzen Abend über durchgehalten? Man sollte doch meinen, sie wäre rausgeschmissen worden.«
»Sie hat es so lange gemacht, bis sie sicher war, dass ich sie gesehen hatte, dann hat sie die Lampe wieder ausgeknipst. Und dann kamen die Huster. O Gott! Die Huster!«
»Jemand hustet immer.«
»Aber nicht wie sie. Immer wenn ich zu Beginn einer Nummer einatmete, hat sie zugeschlagen –, häck häck häck. Drei vorsätzliche Häcks.«
»Na, wenn ich sie sehe, werde ich’s ihr sagen«, sagte ich. Ich war von der Neuartigkeit von Ellens Kampagne einigermaßen beeindruckt, aber enttäuscht, weil sie keine langfristigen Resultate versprach. »Ein alter Kämpe wie du sollte solche Mätzchen doch problemlos ignorieren können«, und das stimmte.
»Sie versucht mich durcheinanderzubringen. Sie will, dass ich noch vor meinem Liederabend in der Town Hall zusammenbreche«, sagte er bitter. Sein alljährlicher Town-Hall-Liederabend ist für Larry der berufliche Höhepunkt – zufällig immer auch ein großer Erfolg bei der Kritik. Da gibt es kein Vertun. Als Sänger ist Larry eine ganz heiße Nummer. Aber jetzt hatte Ellen ihre Lampen-und-hust-Kampagne begonnen, und das große Ereignis fand bereits in zwei Monaten statt.
Zwei Wochen nach Larrys verzweifeltem Anruf waren Ellen und ich wieder zufällig gemeinsam beim Mittagessen. Sie war immer noch betont unfreundlich, behandelte mich wie einen wertvollen Spion, dem man aber nicht trauen konnte und mit dem jeder Umgang verpönt war. Wieder rief sie bei mir den unbehaglichen Eindruck verborgener Macht hervor, als werde Großes passieren. Nach wenigen spröden Nettigkeiten fragte sie, ob Larry irgendetwas über die Taschenlampe gesagt habe.
»Sehr viel sogar«, sagte ich, »zumindest nach Ihrer ersten Vorstellung. Sie hat ihn zur Weißglut gebracht.«
»Aber jetzt?« sagte sie ungeduldig.
»Sieht schlecht aus für Sie, Ellen – und gut für Larry. Er hat sich jetzt ziemlich dran gewöhnt, nach drei Liederabenden, und sich wunderbar beruhigt. Der Effekt ist, fürchte ich, gleich null. Sehen Sie mal, warum geben Sie nicht einfach auf? Sie haben ihn doch lange genug gepiesackt, oder? Sie wollten sich rächen, und Sie haben sich gerächt.« Sie hatte einen entscheidenden Fehler gemacht, und ich hielt es nicht für meine Pflicht, sie darauf hinzuweisen: All ihre Belästigungen waren regelmäßig, vorhersehbar, was es für Larry sehr leicht machte, sie ins Uhrwerk seines Lebens zu integrieren und sie zu ignorieren.
Die schlechte Nachricht schien spurlos an ihr vorübergegangen zu sein. Ich hätte ihr genauso gut sagen können, ihre Kampagne sei ein durchschlagender Erfolg – Larry stehe kurz vor der Kapitulation. »Rache ist Pipifax«, sagte sie.
»Nun, dann müssen Sie mir eins versprechen, Ellen...«
»Klar«, sagte sie. »Warum sollte ich nicht wie Larry sein und alles versprechen, aber auch ­alles?«
»Ellen, versprechen Sie mir, dass Sie beim Liederabend in der Town Hall nichts Gewalttätiges tun werden.«
»Pfadfinder-Ehrenwort«, sagte sie und lächelte. »Das leichteste Versprechen, das ich je gegeben habe.«
An jenem Abend spielte ich Larry das verwirrende Gespräch noch einmal vor. Er nahm gerade seinen kleinen Schlafenszeit-Imbiss ein, Kekse und warme Milch.
»Ö-hmmmm«, sagte er mit vollem Mund. »Wenn sie das ernst gemeint hat, hat sie zum ersten Mal in ihrem Leben etwas Vernünftiges gedacht.« Er zuckte verächtlich die Achseln. »Sie ist erledigt, diese Helen Smart.«
»Ellen Sparks«, berichtigte ich ihn.
»Egal, wie sie heißt, bald wird sie den Zug nach Hause besteigen. Wie geschmacklos! Ich wäre, ehrlich gesagt, nicht überrascht gewesen, wenn sie mit Kügelchen aus Papier und Spucke geworfen und mir Nadeln in die Türklingel gesteckt hätte.«
Irgendwo auf der Straße schepperte ein Mülltonnendeckel. »Was für ein Lärm«, sagte ich. »Geht so was nicht auch leiser?«
»Was für ein Lärm?«
»Diese Mülltonne.«
»Ach, das. Wenn man hier wohnt, gewöhnt man sich dran. Weiß nicht, wer es ist, aber jeden Abend treten sie gegen die Mülltonne, und zwar … «, er gähnte, » … immer genau zur Schlafenszeit.«

Große Geheimnisse für sich zu behalten, besonders Geheimnisse, die eigene Taten betreffen, ist selbst für sehr intelligente Menschen eine ziemliche Zumutung. Für kleine Geister ist die Zumutung noch viel schlimmer, so dass sich zum Beispiel Kriminelle beständig ins Gefängnis oder Schlimmeres plappern. Was sie auch getan haben mögen, es ist einfach zu wunderbar, als dass man es nicht herausposaunen möchte, damit es gebührend bewundert wird. Dass Ellen ein Geheimnis auch nur fünf Minuten lang für sich behielt, ist kaum zu glauben. Tatsächlich behielt sie aber ein prima Geheimnis sechs Monate lang für sich, genau die Zeitspanne zwischen ihrer Trennung von Larry und den zwei Tagen vor seinem Liederabend in der Town Hall.
Sie erzählte es mir schließlich bei einer unserer Rücken an Rücken stattfindenden Mahlzeiten. Sie formulierte es so, dass mir erst am nächsten Tag, als ich Larry sah, klar wurde, was sie da ausgeplaudert hatte.
»Also, Sie haben es versprochen, Ellen«, sagte ich ihr wieder, »übermorgen beim Liederabend nichts Grobes, keine Zwischenrufe, keine Stinkbomben, kein Gerichtsvollzieher mit Vorladung.«
»Seien Sie doch nicht so ungehobelt.«
»Seien Sie lieber nicht ungehobelt, meine Liebe. Der Liederabend bedeutet Musikfreunden so viel, wie er Larry bedeutet. Parteiengezänk ist da fehl am Platz.«
Sie schien zum ersten Mal seit Monaten entspannt, wie ein Mensch, der eine rundum zufriedenstellende Arbeit vollendet hat – eine seltene Art Mensch heutzutage. Ihre Gesichtsfarbe, gewöhnlich in den Rot-Tönen der Erregung, der geheimnisvollen Erwartung, war heiteres Rosa und Elfenbein.
Sie aß schweigend, fragte mich nichts über Larry. Es gab nichts Neues, was ich ihr hätte sagen können. Trotz ihren beständigen Erinnerungen – der Hupe, den Karten, der Taschenlampe, dem Gehuste und Gott weiß, was sonst noch – hatte er sie vollkommen vergessen. Sein Leben verlief in systematisch egoistischen Bahnen, ungestört. Dann sagte sie es mir. Es erklärte ihre Gelassenheit. Ich hatte es seit einiger Zeit erwartet, sie sogar versucht, in diese Richtung zu bewegen. Ich war nicht überrascht, auch nicht beeindruckt. Es war eine ganz naheliegende Lösung des Problems, von einem Hirn erdacht, das auf Naheliegendes geeicht war.
»Die Würfel sind gefallen«, sagte sie nüchtern. »Es gibt kein Zurück mehr«, setzte sie hinzu.
Ich war ebenfalls der Ansicht, dass die Würfel gefallen waren, und dass es gut war, dass die Würfel gefallen waren, und ich glaubte zu verstehen, was sie meinte. Die einzige Überraschung war, dass sie mich auf die Wange küsste, als sie aufstand, um das Restaurant zu verlassen.
Am nächsten Nachmittag – wieder Cocktails-mit-Larry-um-fünf-Zeit – kam ich in sein Studio. Er war nirgends zu sehen. Larry war immer im Wohnzimmer gewesen, wenn ich kam, und hatte an den Drinks herumgewerkelt, elegant in einer lauten karierten Jacke, die ihm eine Verehrerin geschenkt hatte. »Larry!«
Die Vorhänge zu seinem Schlafzimmer teilten sich, und er tauchte auf, stockenden Fußes, mitleiderregend. Als Bademantel trug er ein scharlachrot gefüttertes, mit Litzen besticktes Cape, welches von einer vergessenen Operette übrig geblieben war. Er sank wie ein verwundeter General auf einen Sessel und barg das Gesicht in Händen.
»Grippe!« sagte ich.
»Es ist irgendein unbekanntes Virus«, sagte er düster. »Der Arzt kann nichts finden. Nichts. Vielleicht ist dies der Beginn eines dritten Weltkriegs – B-Waffen, Keime.«
»Wahrscheinlich brauchst du nur Schlaf«, sagte ich hilfreich, wie ich glaubte.
»Schlaf! Ha! Die ganze Nacht konnte ich nicht schlafen. Heiße Milch, Kissen ins Kreuz, Schäfchen...«
»Heiße Party einen Stock tiefer?«
Er seufzte. »Der ganze Stadtteil war wie ausgestorben. Es ist etwas Inneres, sage ich dir.«
»Na ja, solang du noch Appetit hast...«
»Habe ich dich hergebeten, damit du mich peinigst? Das Frühstück, meine Lieblingsmahlzeit, hat geschmeckt wie Sägemehl.«
»Na, aber deine Stimme klingt prächtig, und darauf kommt es jetzt schließlich an, oder?«
»Die Übungen heute Nachmittag waren ein absoluter Fehlschlag«, sagte er ätzend. »Ich war unsicher, aufgewühlt, habe gepatzt. Ich hatte nicht das richtige Gefühl, war nicht bereit, halb nackt...«
»Du siehst jedenfalls ganz großartig aus. Der Friseur hat ein wahres Wunder...« 
»Der Friseur ist ein Schlachter, ein Fleischhauer, ein...«
»Er hat gute Arbeit geleistet.«
»Und warum fühle ich mich dann nicht so?« Er stand auf. »Nichts ist heute richtig gelaufen. Mein gesamter Tagesplan ist Makulatur. Und in meinem ganzen Leben hatte ich noch nie, kein einziges Mal, die geringste Sorge wegen eines Liederabends. Kein einziges Mal!«
»Tja«, sagte ich zögernd, »vielleicht würde eine gute Nachricht helfen. Ich habe gestern beim Mittagessen Ellen Sparks getroffen, und sie hat gesagt, sie...« 
Larry schnippte mit den Fingern. »Das ist es, das ist es! Natürlich, diese Ellen, sie hat mich vergiftet!« Er schritt auf und ab. »Nicht schwer genug, um mich umzubringen, nur genügend, um mich vor morgen Abend zu demoralisieren. Sie will mich schon die ganze Zeit fertigmachen.«
»Ich glaube nicht, dass sie dich vergiftet hat«, sagte ich lächelnd. Ich hoffte, ihn durch Schwatzhaftigkeit ablenken zu können. Ich hielt inne, plötzlich der entsetzlichen Bedeutung dessen, was ich zu sagen im Begriff stand, innewerdend. »Larry«, sagte ich langsam, »Ellen ist gestern Abend nach Buffalo abgereist.«
»Weg mit Schaden!«
»Keine Postkarten mehr, um sie beim Frühstück zu zerreißen«, sagte ich beiläufig. Keine Wirkung. »Kein Gehupe mehr vor Stimmübungen.« Immer noch keine Wirkung. »Kein klingelndes Friseurstelefon mehr, kein Scheppern des Mülleimers zur Schlafenszeit.«
Er packte meine Arme und schüttelte mich. »Nein!«
»Oh doch.« Ich fing gegen meinen Willen an zu lachen. »Sie ist so sehr mit deinem Leben verbandelt, dass du ohne ein Stichwort von ihr zu nichts mehr imstande bist.«
»Diese kleine Termite«, sagte Larry heiser. »Dieses buddelnde, subversive, heimtückische, einsickernde kleine...« Er hämmerte auf den Kaminsims ein. »Ich werde mit der Gewohnheit brechen!«
»Den Gewohnheiten«, berichtigte ich ihn. »Wenn du das tust, werden das die ersten sein, mit denen du je gebrochen hast. Kannst du es bis morgen schaffen?«
»Morgen?« ächzte er. »Ach – morgen.«
»Die Lichter im Saal gehen aus, und...«
»Keine Taschenlampe.«
»Du bereitest dich auf deinen ersten Programmpunkt vor...«
»Wo bleibt das Husten?« sagte er verzweifelt. »Ich werde baden gehen wie ein Quietsche­entchen!« Bebend nahm er den Telefonhörer auf. »Fräulein, bitte Buffalo. Wie heißt sie gleich?«
»Sparks, Ellen Sparks.«
Ich war zur Hochzeit eingeladen, aber eher wäre ich zu einer öffentlichen Enthauptung gegangen. Ich schickte ein Sauregurkengäbelchen aus Sterlingsilber und mein Bedauern.
Zu meiner Verblüffung gesellte sich Ellen am Tag nach ihrer Vermählung beim Mittagessen zu mir. Sie war allein, schleppte ein Riesenpaket.
»Was machen Sie denn hier, am Tag der Tage?« sagte ich.
»Ich feiere Flitterwochen.« Fröhlich bestellte sie ein Sandwich.
»Aha. Und der Bräutigam?«
»Feiert Flitterwochen in seinem Studio.«
»Verstehe.« Ich verstand nichts, aber wir hatten einen Punkt erreicht, an dem es für mich ungehörig gewesen wäre, weiterzusondieren.
»Ich habe heute meine zwei Stunden verbracht«, rückte sie mit der Sprache heraus. »Und ein Kleid in seinem Kleiderschrank aufgehängt.«
»Und morgen?«
»Zweieinhalb Stunden, und ein Paar Schuhe hinzufügen.«
»Kleine Tropfen Wasser, kleine Körner Sand«, rezitierte ich, »bilden einen Ozean und das schöne Land.« Ich zeigte auf das Paket. »Gehört das zu Ihrer Aussteuer?«
Sie lächelte. »Sozusagen. Es ist ein Mülleimerdeckel für neben das Bett.«

Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlags aus: Kurt Vonnegut: Ein dreifach Hoch auf die Milchstraße! Erzählungen. Verlag Kein & Aber, Zürich 2010. 288 Seiten, 18,90 Euro. Das Buch ist soeben erschienen.