Blick nach vorne

Das Label Ritchie Records kam im Jahre 2008 auf die Idee, drei Ausnahmeerscheinungen zusammenzubringen: Bernadette La Hengst, Knarf Rellöm und Guz in einer Band. Nach zwei Jahren liegt nun endlich das erste gemeinsame Album vor. »Die Zukunft« nennen die drei ihre Formation ganz unbescheiden. Damit wollen sie natürlich davon ablenken, dass sie viel Vergangenheit aufzuweisen haben. La Hengst gründete einst in Hamburg die legendäre Band Die Braut haut ins Auge, Rellöm war schon in zahlreichen Formationen zwischen Pop und Punk aktiv und brillierte zuletzt mit einem Album namens »Einbildung ist auch ne Bildung«. Nicht ganz in dieses Bild passen möchte zunächst Guz, der manchmal eher konventionell deutschrockig klingt.
So disparat die drei Protagonisten musikalisch sein mögen, eins verbindet sie: Sie haben ein ebenso politisches wie ironisches Verständnis von Pop. Das zeigt sich gleich im Auftaktsong »Mittelstandsproblemcamp«, geht dann weiter mit »Die neue Religion« und »Zukunft als Party«. Optimismus wird allerdings nicht verbreitet: »Arbeiterklasse – ausgestorbene Rasse/Intellektuelle – allein in der Zelle/Mensch und Maschine – auf einer Linie«. Manchmal neutralisieren sich die drei Mütter und Väter dieses Albums, aber dafür gibt es wirklich große Momente – wie den Schluss von »Sisters & Bro­thers« oder die wunderbaren Strophen von »Zukunft als Party«. Die Gefahr, in biederen Polit-Gesten zu erstarren, kommt gar nicht erst auf, und am Ende steht die Frage aus »Angst als Antrieb«: »Wie zum Teufel kriege ich mein Ich stabil?«

Die Zukunft: Die Zukunft (Ritchie)