»Das ist bei uns auch ein kultureller Zusammenhang«

Die Initiative »Das Leben ist bunter«, die vorwiegend aus Bundestagsabgeordneten von SPD, Grüne und »Die Linke« besteht, wirbt für das Projekt einer rot-rot-grünen Koalition und hat zu diesem Zweck Mitte voriger Woche ein Sommerfest veranstaltet. Bei der Wahl des Bundespräsidenten am selben Tag waren sich die drei Parteien allerdings alles andere als einig.

Wie viele Bierchen waren es denn auf dem rot-rot-grünen Sommerfest? Der Spiegel schrieb, es sei ein Frusttrinken gewesen.
So viele konnten es nicht sein, wir waren ja geschwächt vom Tag. Es war wirklich kein Frusttrinken, denn wir waren auch vorher nicht euphorisch, wir waren uns der Schwierigkeiten durchaus bewusst.
Es ist also nicht so, dass der Verlauf der Bundespräsidentenwahl Sie skeptischer stimmt in Hinblick auf Ihr gemeinsame Projekt?
Nein, im Gegenteil, die Rahmenbedingungen haben sich ja nicht verändert: dass wir in der Gesellschaft Mehrheiten für eine andere Politik haben, wenn man sich die Umfrageergebnisse ansieht, auch dass es viele Inhalte gibt, bei denen wir Übereinstimmungen sehen. Dass es in der Bundesversammlung so gelaufen ist, verstärkt eher den Druck, sich dem Thema rational zu widmen. Dann wird deutlicher, dass man umso mehr darüber nachdenken muss, unter welchen Bedingungen eine rot-rot-grüne Zusammenarbeit zustande kommen kann.
Wie soll es denn jetzt weiter gehen mit der Oslo-Gruppe?
Wir haben uns ja vor zwei Jahren zum ersten Mal getroffen. Damals mussten wir uns noch beschnuppern und gegenseitiges Vertrauen aufbauen. Jetzt haben wir gesagt: Wir wollen einen Schritt weiter in eine inhaltliche Auseinandersetzung gehen und haben jetzt in einem Papier einige Themenbereiche definiert, die wir diskutieren wollen.
Aus der SPD sind ja nicht unbedingt prominente Galionsfiguren Teil der Oslo-Gruppe.
Das ist nicht so wichtig. Es sind bei uns sicher eher diskussionsfreudige jüngere Abgeordnete, mehrheitlich vom linken Flügel. Das ist bei uns auch ein kultureller Zusammenhang, wir können eben auch gut abends miteinander ein Bier trinken. Biertrinken ist nicht Programm, aber es passt, was Werte und Lebensgefühl betrifft.
Also für Sie gilt weiterhin: »Das Leben ist bunter« – und nicht »Das Leben wird trister«?
Wie es bei der Bundespräsidentenwahl letzte Woche und auch in NRW ausgegangen ist, macht auf den zweiten Blick eher deutlich, dass dringend Klärungsprozesse organisiert werden müssen.