Schwarz-Gelb ist schlimmer, als Schwarz-Gelb war

Eine neue Regierung unterscheidet sich aller Erfahrung nach von einer früheren wie ein eingewachsener Zehennagel vom anderen. Jeder Mensch, der das Denken noch nicht ganz verlernt hat, sollte das wissen. Helmut Kohl war ebenso wenig ein wohlmeinender, gemütlicher Landesvater, wie Angela Merkel eine fürsorgliche »Mutter der Nation« ist.
Allerdings, die beiden allgemein waltenden Gesetze lauten: 1. Alles wird immer schlimmer. 2. Das Niveau ist nach unten offen. Weswegen man dem heimtückischen Journalistenpack, das seit Jahr und Tag die irreführende Rede von einer angeblichen »Modernisierung« oder »Sozialdemokratisierung der CDU« im Munde führt, freilich kein Wort glauben darf: Die Mission der CDU und der FDP besteht, nicht anders als die der anderen Parteien, heute mehr denn je darin, die fortschreitende Verelendung und Verblödung im Kapitalismus als fröhlichen, nie endenden Kindergeburtstag zu tarnen, der angeblich nur hie und da mal von einem Krieg oder einem notwendigen »Sparpaket« unterbrochen wird. Arbeitnehmerrechte sind heute eingeschränkter als zu Kohls Zeiten, die Löhne sind geringer, Studenten dümmer als jemals zuvor, Rassismus versteckter. Nur wird all das heute in Schaumsprache verpackt: »Flexibilisierung« des Arbeitsmarkts, »Globalisierung«, »Exzellenz-Cluster«, »Multikulti-Deutschland«. Alles Lüge. Der Eindruck von einer sozial-liberalen CDU entsteht ja nur bei Leuten, die jeden Scheiß glauben, den man ihnen erzählt, und deren Realitätsverlust bereits in solch beängstigendem Maße fortgeschritten ist, dass man ihnen jederzeit auch ein Schlachthaus als Streichelzoo verkaufen könnte.
Selbst die CSU, einst eine Art katholische Taliban-Plattform in der CDU, deren fröhlich-unbekümmerter Stammtischstimmungsfaschismus in den achtziger Jahren wenigstens noch etwas Menschliches an sich hatte, scheint in den vergangenen Jahren schleichend zu einer Armee von reines PR-Deutsch sprechenden Guttenberg-Klonen und Juristenzombies mutiert zu sein.