Das Schweigen der Vuvuzelas

Während großer Sportereignisse über die Reporter zu meckern, gehört dazu – schließlich sind die sich oft genug wenig regelfest und dazu nicht immer in der Lage hinzugucken. Mit etwas Glück wird das, was in einer Kirche in Berlin-Kreuzberg während der WM veranstaltet wurde, schon bei der EM in zwei Jahren auch anderswo Standard: Fußball-Übertragungen mit Orgelbegleitung.
Halt, stopp. Was nach Dauerbedröhnung mit erbaulichem Liedgut klingt, war weit von »Lobet den Herren« gepaart mit Kickengucken entfernt. An der Orgel saß schließlich mit Stephan Graf von Bothmer ein Pianist, der als Begleiter von Stummfilmen internationales Renommee genießt. Bothmers Interpretationen alter, meist aufwendig restaurierter Schwarz-Weiß-Streifen wurden bereits auf Fernsehsendern wie Arte gezeigt, außerdem tritt er immer wieder auf Filmfestivals als Begleitmusiker auf. Und am Wochenende interpretierte er in der Emmauskirche live das WM-Finalspiel Niederlande – Spanien, eine Idee, die sich als äußerst toll erwies. Denn mit dem, was die Zuschauer nur ein paar Meter weiter in den Kneipen und Restaurants sahen, hatte dieses Spiel kaum noch etwas zu tun, und das lag nicht nur daran, dass die Reporterstimme fehlte. Auch das Problem mit dem Vuvuzela-Lärm konnte so gelöst werden. Man dreht den Ton ab und bastelt seine eigene Geräuschkulisse.
Großaufnahmen von Trikot-Gezerre und Meckereien mit dem Schiedsrichter beispielsweise wirken, mit alten Hits unterlegt, nämlich einfach nicht mehr so blutig ernst wie dann, wenn ein aufgeregter Reporter Schändliches entdeckt zu haben glaubt. Bei der EM in zwei Jahren wäre Public Orgelspielen deswegen eine echte Alternative.