Dunkle Mächte

Die Achtundsechziger. Die Globalisierung. Satan. Vielleicht andere Mächte. Das sind, grob zusammengefasst, die Schuldigen an der Katastrophe bei der Loveparade. Jedenfalls laut Eva Herman, Jürgen Elsässer und Dawa News, einem kürzlich von der Taz hoch gelobten muslimischen Infoportal, das sich als Gegenpart zu Politically Incorrect versteht. Aber der Reihe nach: Die Toten der Loveparade waren noch nicht identifiziert, da wusste Herman schon genau, wer sie auf dem Gewissen hatte, nämlich die Achtundsechziger, die die schönen alten Werte zerstört hatten. Aber: »Eventuell haben hier ja auch ganz andere Mächte mit eingegriffen, um dem schamlosen Treiben endlich ein Ende zu setzen.«
Am Abend legte Jürgen Elsässer unter der wenig originellen Überschrift »Death Parade« nach. »Durch den Tunnel wollten sie hinaus aus einer Welt, die sie nur noch unter massivem Einsatz von Betäubungsmitteln ertragen können«, schreibt der Kenner der Jugendszene, der sein Pop-Expertentum vor einem Jahr anlässlich eines Artikels über den Iran und Twitter mit dem schönen Satz »Wie Madonna schon sagte: Let’s get physical!« bewiesen hatte.
Aber Olivia Newton-John und mangelnde Sicherheitsvorkehrungen hin oder her: »Der in allen westlichen Ländern zu beobachtende Drang der Jugend, die Raub- und Gewaltpolitik der Globalisten mit Drogen zu verdrängen statt politisch zu bekämpfen, fordert immer mehr Opfer.«
Das sieht man bei Dawa ähnlich, wo es über die Loveparade heißt: »Ein Treffen, wie vom Teufel inszeniert, welches zu schlechten Taten aufruft und durch selbige durchweg begleitet wurde.« Hat es Zweck, daran zu erinnern, dass Massenpaniken durchaus auch auf alkohol- und drogenfreien Veranstaltungen stattfinden? Vermutlich nicht. Trotzdem zur Erinnerung: 2006 starben in Mekka 362 Pilger bei einer Massenpanik.