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Wie klein die Welt doch ist! Stellen wir das nicht regelmäßig fest? Bekanntlich kennt jeder jeden um sechs Ecken, und diese sechs Ecken hat man auch schon alle gesehen. Vermutlich braucht man auch nur vier Angaben, um den Weg zu jedem beliebigen Ort der Welt eindeutig zu beschreiben: »vorm Lidl links«, »vorm Lild rechts«, »hinterm Lidl links« und »hinterm Lidl rechts«. Dies hat die Recherche eines Jungle-World-Kollegen neulich bestätigt. Sicher aber könnte man ein Navy so programmieren, dass es sich und uns ausschließlich entlang von Discountern durchs Land lotst: »Vorm Lidl links, geradeaus bis zum Penny, rechts einordnen, beim Aldi rechts abbiegen, und dann nach zwei Kilometern hinterm Netto links!« So käme man bequem bis nach Bulgarien, mindestens.
Das »Kleine-Welt-Phänomen«, so haben Wissenschaftler das mit den sechs Ecken genannt, kann man übrigens buchstäblich in der Brust spüren: Es fällt schwerer zu atmen, wenn man darüber nachdenkt. Schnell wirkt das Versprechen von der freundlichen Überschaubarkeit wie Enge, Unfreiheit und Überfüllung, an der man zu verzweifeln droht. »Oh Henri, in dem kleinen Löffel dieser Welt schafft mein Blut nicht einmal eine Runde!« lässt Philippe Djian seinen verzweifelten Helden in einem Roman aufseufzen, und damit wären wir ziemlich genau bei unserem Problem:
Wohin soll die Reise gehen? Waren wir nicht schon überall? Zypern im vorigen Jahr, davor Mallorca, Niederlande, Türkei, Israel, Tschechien, Frankreich, Kroatien, Italien, Polen und Dänemark … Was bleibt da noch? Drohen wir nicht, über den Rand der Erde hinauszu­fallen? Gibt es noch weitere Länder da draußen? Länder, die einen Zugang zum Meer oder zumindest einen Pool haben? Wo noch ein wenig Platz wäre für uns. Ja, es gibt sie, hat uns der Kollege vom Auslandsressort verraten, und womöglich soll in einem dieser rätselhaften Länder am Ende des Sommers noch eine Hütte frei sein, in der eine fröhliche Meute Jungle-World-Redakteurinnen und –Redakteure Unterschlupf finden kann, zum Essen, Trinken, Arbeiten.
Um mehr müssen wir uns ja nicht mehr kümmern, seitdem unser neuer Kollege in einem Pappkarton angeliefert wurde. Guido heißt er, weil wir Guido gerne mal die Drecksarbeit machen lassen wollten, und Guido kümmert sich nun um die Bodenpflege. Denn bei uns wird noch ordentlich recherchiert: Als klar war, wir machen ein Schwerpunktthema über Robotik, musste natürlich einer ausprobiert werden. Erste Eindrücke lesen Sie auf Seite 3, wir sind aber zuversichtlich, dass es künftig noch viele Anekdoten aus unserer kleinen Welt mit Guido zu erzählen gibt. Gerade sucht er vergebens seine Homebase … Na gut, Kleiner, wir tragen dich hin …