Rechtsextreme aus ganz Europa in Tokio

Le Pen am Yasukuni-Schrein

Eine kleine rechtsextreme Partei aus Japan lud vergangene Woche nach Tokio zur ersten »internationalen Konferenz der Patrioten und Verteidiger der nationalen Identitäten«. Rechtsextreme Parteien aus mehreren europäischen Ländern waren dort vertreten.

»Patrioten aller Länder, vereinigt Euch«: Unter dieses Motto wollte der Vizepräsident des Front National (FN), der Europa-Parlamentarier Bruno Gollnisch, seine Reise nach Japan gestellt sehen. Auf der Reise begleitete ihn auch der alternde Parteichef Jean-Marie Le Pen.
In Japan nahmen die beiden rechtsextremen Franzosen vergangene Woche an einer internationalen »Konferenz der Nationalisten, Patrioten und Verteidiger der Identität ihrer Völker« teil. Organisiert wurde sie von der japanischen rechtsextremen Vereinigung Issuikai, die 1972 gegründet wurde und seit dem Jahr 2000 unter dem Vorsitz von Mitsuhiro Kimura steht. Die kleine Partei, die wohl nur wenige hundert Mitglieder haben dürfte, ist ein Bestandteil der disparaten ultranationalistischen Szene Japans. Dort existiert keine vereinigte Partei der extremen Rechten. Verschiedene Splittergruppen treten gegen jede »Beschmutzung« des Andenkens der japanischen Kriegführung im Zweiten Weltkrieg ein und attackieren gegenläufige Veranstaltungen oder Demonstrationen – oft mit Gewalt.

Die Issuikai lehnt das Bündnis Japans mit den USA ab, das die konservativen Eliten nach 1945 eingegangen sind. Die Gruppierung leugnet oder verharmlost japanische Verbrechen im Zweiten Weltkrieg wie das Massaker von Nanking 1937 oder die Zwangsprostitution von 200 000 meist koreanischen Frauen in der japanischen Armee. Auf internationaler Ebene hat sie Kontakte zum früheren ira­kischen Regime unter Saddam Hussein geknüpft.
An ihrer diesjährigen Zusammenkunft nahmen auch Vertreter der österreichischen FPÖ, der ungarischen Partei Jobbik, der britischen BNP, des belgischen Vlaams Belang sowie rumänische, ukrainische und portugiesische Rechtsextreme teil. Bei den Debatten am Donnerstag und Freitag ging es um die »Souveränität der Nationen und den Einfluss der Globalisierung«, um die ­Alterung der Bevölkerung und deren »Auswirkung auf die Identität der Völker« sowie um den »psychologischen Krieg«, den die Gegner der Nationalisten angeblich gegen sie führen.
Auf dem Programm stand am Samstag auch der Besuch bei dem umstrittenen Yasukuni-Schrein, wo die gefallenen 2,5 Millionen japanische Soldaten der Jahre 1868 bis 1951 geehrt werden. Gollnisch erklärte dazu: »Es gibt die guten Kriegsverbrecher, das sind die Sieger. Und es gibt die schlechten Kriegsverbrecher: die Besiegten. 65 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs werde ich mich nicht an dieser Rhetorik beteiligen, sie interessiert mich nicht.« Le Pen verwies dabei auf den Abwurf von US-Atombomben auf die Städte Hiroshima und Nagasaki. Bruno Gollnisch war bis 2004 Universitätsprofessor für Jura und japanische Kultur in Lyon, bevor er wegen den Holocaust relativierender Äußerungen zwangspensioniert wurde. Er gilt als guter Japan-Kenner und beherrscht mehrere ostasiatische Sprachen.

Die bevorstehende »Pensionierung« von Le Pen senior sei einer der Gründe gewesen, so der japanische Gastgeber Kimura, warum man die Kon­ferenz noch in diesem Sommer habe durchführen wollen. Aber schon im kommenden Jahr solle es eine Neuauflage geben. Bruno Gollnisch bezeichnete die Zusammenkunft als eine weltweite Premiere: »Wir haben viele Kontakte unter Europäern. Aber wir haben nicht alle Kontakt zu außereuropäischen Ländern. Ich denke, das war der Beginn eines interkulturellen Dialogs mit Ländern, die sich von den unseren sehr unterscheiden.« Es habe sich gezeigt, dass Japan ähnliche Schwierigkeiten habe wie die europäischen Nationen. Vor allem in Hinblick auf die Demografie, die Jean-Marie Le Pen zufolge »ein wesentliches Problem der Geopolitik« darstelle.