Christoph Schlingensief. Man nannte ihn gern »Enfant terrible«, und das war er auch. Wenn man bedenkt, dass der Mann keine 50 Jahre alt geworden ist, erscheint es geradezu atemberaubend, was er alles vollbracht hat. Bei Christoph Schlingensief weiß man überhaupt nicht so recht, welche Berufsbezeichnung man ihm jetzt hinterherrufen soll. Zuletzt war er in Bayreuth angekommen, wurde eine Art Staatskünstler und hätte im kommenden Jahr sogar den deutschen Pavillon der Biennale in Venedig bespielen sollen. Doch in Erinnerung bleibt er vor allem als Gesamtkünstler, dessen Theaterstücke zu kollektiven Performances wurden. Sowieso ignorierte er Kategorien und Grenzen zwischen den Künsten. Er war genauso Talkmaster in der unvergessenen Parodie »Talk 2000« wie Gründer der Spaßpartei »Chance 2000«, deren Slogan »Scheitern als Chance« bis heute in die Hartz-IV-Gesellschaft sarkastisch nachhallt. Und wer erinnert sich nicht gerne an die Aktion am Wolfgangsee und die »Tötet Helmut Kohl«-Performance? AHA
