Die Reaktion

Eine anonyme E-Mail erreichte uns: »Warum seid ihr so einseitig? Was wollt ihr bezwecken? Wer finanziert Euch? Seid doch Faschisten!« So drastisch fällt die Kritik von unserem Leser Samuel Logan zum Glück nicht aus. Er schreibt uns zu dem Disko-Beitrag »Entwicklung nach Plan« (Jungle World 33/2010): »Am Ende dieses sehr guten Artikels heißt es, in Rumänien herrsche ›eine pogromartige Stimmung gegen Minderheiten wie die Roma‹ (Kann eine Stimmung überhaupt pogromartig, also wie ein Pogrom sein?). Es gibt in Rumänien viele Minderheiten, aber nur eine ›Minderheit wie die Roma‹: nämlich die Roma. Nach der Shoa ist diese am schlimmsten von rassistischer Diskriminierung betroffen. Von Pogromen gegen Armenier, Türken, Tartaren, Magyaren, Szekeli, Czangos und Deutsche im Nachkriegsrumänien habe ich noch nichts gehört. Die jüdische Bevölkerung wurde auf ein kaum noch wahrnehmbares Maß dezimiert. Abgesehen davon habe ich bei meinem Rumänien-Aufenthalt in diesem Sommer nichts von einer besonders aggressiven antiziganistischen Stimmung gemerkt, obwohl der Rassismus alltäglich ist. Roma werden verachtet, romantisiert und diskriminiert, physische Gewalt ist hingegen selten. Auch im Hinblick auf den Antisemitismus unterscheidet sich die Situation in Rumänien glücklicherweise von der in Ungarn.« Das Judith-Butler-Interview (Jungle World 30/2010) wird weiterhin lebhaft diskutiert, und nun auch die Antwort darauf von Volker Weiß (Jungle World 33/2010). Auf unserer Facebook-Seite schreibt etwa Vika Vanille: »Dass Butler zu Antisemitismus, ›Islamophobie‹, Hamas und Hizbollah teils absoluten Quatsch erzählt, sehe ich auch so. Meine Sorge war, dass mit dessen Ablehnung gleichzeitig auch die berechtigte Kritik am Rassismus in der LGBT-Szene abgelehnt wird. Das ist zumindest der Eindruck, den ich bekomme. Sich in der Dekonstruktion von Butlers Interview plötzlich auf die Seite des Mainstream-CSD und Vereinen wie Maneo zu schlagen, halte ich für absurd.«