»Ich war passionierter Schwarzfahrer«

Wegen der steigenden Quote von Schwarzfahrern verschärfen die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) ihre Kontrollen. Da kommt das Warnsystem »Ublitzer« gerade zur rechten Zeit: Dank ihm erfährt man, wo Kontrolleure unterwegs sind. Ein Initiator des Ublitzers spricht über das erleichterte Fahren ohne Ticket.

Wie funktioniert der Ublitzer?
Es handelt sich um ein auf Twitter basierendes Warnsystem. Leute, die in der U-Bahn kontrolliert werden, geben dies per Internet-Handy unter dem Hashtag #ublitzer auf Twitter durch. Ab einer kritischen Masse wird das gut funktionieren. Auf ublitzer.de kann man nachlesen, wie es geht.
Ist die kritische Masse schon erreicht?
Seit drei Tagen haben wir durchschnittlich 1 000 Hits auf der Website. Vorher waren es zehn bis 20 pro Tag. Auf Twitter sind die Anmeldungen für den Ublitzer in den vergangenen Tagen von fünf auf 60 angewachsen.
Nicht jeder Schwarzfahrer dürfte die technischen Voraussetzungen, also ein internetfähiges Mobiltelefon, besitzen.
Den Prognosen zufolge werden solche Geräte bis zum Ende des Jahres häufiger verwendet als herkömmliche. Außerdem fahren viele Leute schwarz, die ihr Geld gern in Bling-Bling investieren. Ein internetfähiges Handy gehört bei denen einfach dazu.
Hat die Gegenseite schon von dem Warnsystem erfahren?
Es gibt bisher keinen Feindkontakt. Die BVG dürfte es schwer haben, etwas gegen uns zu unternehmen. Warnungen vor Blitzern im Straßenverkehr sind legal, da kann selbst die Polizei nichts machen. Es wäre verwunderlich, wenn die BVG mehr erreichen würde.
Haben Sie aus eigener Erfahrung den Ublitzer gegründet?
Ich war früher passionierter Schwarzfahrer, vorwiegend aus Geldgründen. Nun besitze ich eine Monatskarte. Die Tatsache, dass sich die Kontrolleure manchmal derart widerlich aufführen, war ein weiterer Grund für den Ublitzer. Ich musste erst neulich wieder einen Touristen in Schutz nehmen, der die konfusen Regeln der BVG nicht verstanden hatte.
Gibt es neben der praktischen auch eine politische Motivation?
Ich will hier jetzt gar nicht mit der Gentrification anfangen. Dass unglaublich viel Geld für die Stadtautobahn zur Verfügung gestellt wird, die BVG aber ihre Preise erhöht, ist unglaublich. Der öffentliche Nahverkehr sollte für alle erschwinglich sein, das ist er zurzeit aber nicht.