»Geil. Geht’s los?«

Die Straßenschlacht nach dem Schanzenfest ist ein Highlight für viele junge Männer. Unser +++Live-Ticker+++ hält Sie auf dem Abgelaufenen:

17 Uhr: Auf der Hauptbühne spielen die Jesusskins: »Wir sagen 77 Grüß Gott – 88 Nazischrott« +++ 20 Uhr: Der Flohmarkt ist vorbei. Unmengen Pappkisten blockieren die Bürgersteige. In den Nebenstraßen lässt sich kein Katzenkopfpflastersteindepot finden. Also wird Flaschenhagel auf die Polizisten niedergehen +++ 21 Uhr: »Geil. Geht’s los?« fragt eine ausgelassene Passantin einen bierbäuchigen Restaurantgast: »Nee, leider noch nicht.« +++ 21:30 Uhr: Die überdachte Treppe der Flora wird zum Dressingroom. Handschuhe und Gesichtstücher werden angelegt. Halbstarke reichen Wodka-Flaschen herum +++ 21:40 Uhr: »Achtung. Kamera voraus«, brüllt ein Einsatzleiter der Polizei, seine Kompanie stoppt. Jungs mit Bock auf Randale schleichen in Gruppen in die dunklen Ecken, an denen die Einsatzstaffeln vorbei müssen +++ 21:41: Eine Kissenschlacht auf dem »Schulterblatt« zieht Fotografen an. Wie Motten drängen sie sich um den Firlefanz. Manche Kneipen schließen und sind so nett, ihre Bierbänke den Gästen als kostenlose Barrikaden anzubieten. Kamerahandys werden gezückt +++ 22:25 Uhr: Ein Bushido-Imitat versucht unter lauten Buh-Rufen einen Karton mit Büchern anzuzünden – vergeblich +++ 23:00 Uhr: Jetzt geht es los. Überall brennen Kartons, Kisten und Mülleimer. Zwei Vermummte zünden im Hinterhof ein kaputtes Sofa an. Sie merken, dass ihre Aktion nicht genügend Strahlkraft besitzt und tragen das brennende Möbelstück auf die Straße +++ 23:16 Uhr: Wasserwerfer speien in mit Hundekot verseuchte Straßen. Es riecht erbärmlich. Schaufenster gehen zu Bruch +++ 23:35 Uhr: Ganz blöd läuft es für die Minimalfans, die in einer Seitenstraße ein Open-Air feiern. Die Menge dient den Krawallkids als Versteck, und Polizisten haben an solchen Tagen kein Bock auf Differenzierung +++ 24 Uhr: Die Massen strömen in die Clubs und können auch dieses Jahr wieder sagen: »Ich war dabei.«