Auch die Portugiesen sind Krauts, soviel haben wir bei unseren Reisevorbereitungen schon herausgefunden. Kohl spielt eine wichtige Rolle in der portugiesischen Küche. Für ihre Suppe Caldo Verde nehmen die Portugiesen aber nicht irgendeinen Kohl, sondern Couve galega, der fast nur auf der iberischen Halbinsel wächst. »Das ist schön und gut als Vorspeise, aber die vordringliche Aufgabe ist, ein Restaurant zu finden, das gutes Porco à Alentejana serviert«, doziert der Auslands-Redakteur. »Schweinefleisch mit Venusmuscheln, sehr lecker.« Ein Kollege aus Luxemburg empfiehlt Pastéis de Nata (Cremetörtchen). Im Land des Korkens kommt man natürlich auch am Weinangebot nicht vorbei. Aber selbstverständlich sind das nur Nebensächlichkeiten, viel intensiver beschäftigen wir uns mit den Themen, über die wir schreiben wollen. Das kleine Land birgt viele Geheimnisse, allein drei vertraute die Jungfrau Maria einst Hirtenkindern an. Die hätten vielleicht lieber ein paar Cremetörtchen bekommen, aber drei Wünsche hat man ja nur frei, wenn man einer Fee begegnet. Auch wir werden zum Ort der Marienerscheinung nach Fátima pilgern und der Frage nachgehen, ob es womöglich vier Geheimnisse waren. Misstrauische Katholiken glauben nämlich, dass ein Kardinal ein Geheimnis unterschlagen habe. Dass es nicht gut steht um die portugiesische Wirtschaft, ist jedenfalls kein Geheimnis. Die Unternehmer haben sich dort etwas Besonderes ausgedacht, einen New Green Deal portugiesischer Art. Die meisten Prekären bekommen nämlich »grüne Quittungen«. Ob die Portugiesen sich trotzdem noch Cremetörtchen leisten können und ob den Unternehmern auch mal die Quittung präsentiert wird, werden wir ebenfalls erkunden. Schließlich wäre Portugal fast ein sozialistisches Land geworden. Zuvor regierten dort Klerikalfaschisten. Deren Herrschaft endete mit einem Lied, »Grandola« von José Alfonso. Es ist ein eher trauriges Lied, wie man ja überhaupt den Portugiesen einen Hang zur Melancholie nachsagt. Die Künstler von Chili Com Carne, die uns besucht haben, wirkten allerdings nicht melancholisch. Sie werden uns nicht nur mit Comics versorgen, sondern auch mit wertvollen Tipps für das Nachtleben. Und sicherlich wissen sie auch, wo es die besten Cremetörtchen gibt.
