14.10.2010

»Mein Kleiner ist Offizier«

In Berliner U-Bahnen hängen Werbeplakate, auf denen zu lesen ist: »Steile Karriere mit der Bundeswehr – werden Sie Offizier oder Pilot!« Die Jungle World hat sich beim »Zentrum für Nachwuchsgewinnung« der Bundeswehr nach den Berufsaussichten erkundigt.

Um Pilotin zu werden, muss ich mich für mindestens 13 Jahre verpflichten. Was passiert, wenn ich in der Zeit schwanger werde?
Nun ja, das ist schwierig. Wenn man schwanger wird, kann man nicht fliegen. Das muss man mit dem Arzt absprechen.
Also könnte es sein, dass man dann abtreiben muss?
Nein, um Gottes Willen, also das wird sicherlich nicht erwartet.
Muss ich als Frau auch nach Afghanistan?
Na klar. Es gibt einen weiblichen Soldaten, und es gibt einen männ­lichen Soldaten. Und jeder muss seine Aufgabe erfüllen, keine Frage.
Kommt man da stark belastet zurück?
Also, das ist das Minimale. Es könnte noch schlimmer kommen. Ich bin selber Elternteil, mein Kleiner ist Offizier. Wenn man nach ­Afghanistan gehen muss, ist das kein Spaß. Vor kurzem ist wieder jemand tot zurückgekommen. Wenn da in der Gruppe so etwas Heftiges passiert, haben die Kameraden daran schon zu tragen. Aber es kommt immer darauf an: Was ist man selber für ein Typ?
Dem einen macht es weniger aus, einen Toten zu sehen, als dem anderen?
Ganz genau, das will ich damit sagen. Aber wer A sagt, muss halt auch B sagen.
Ist es für Frauen nicht schwierig, mit männlichen Soldaten unterwegs zu sein?
Das würde ich jetzt nicht bestätigen. Es gibt bei uns ganz zarte Frauen, wie es natürlich auch robustere Frauen gibt. Wenn man zum Beispiel zur Kampftruppe geht als Frau, muss einem das schon liegen, da ist der Ton schon rauer. Aber Sie sind ja immer Teil der Gruppe. Solange Sie sich da nicht hofieren lassen, gibt es eine Gruppendynamik, die hilft, das Ganze gemeinsam zu bestehen.
Sie meinen, ich darf mich nicht zu aufreizend benehmen?
Ja. Man muss einfach Teil der Gruppe sein und sein Bestes geben, dann wird das auch respektiert. Dann hilft man sich auch untereinander. Wenn Sie natürlich schon von Hause aus sagen: »Ich bin jetzt das Prinzesschen, tragt ihr mal meinen Rucksack!« – dann ernten Sie nicht viele Sympathien.
Feministin sollte man vielleicht auch nicht sein bei der Bundeswehr, oder?
Ja, würde vielleicht helfen, wenn Sie’s nicht sind. Aber Sie müssen das Frausein nicht aufgeben.