Politiker-Zubehör

Nur ein einziger flüchtiger Blick auf die Titelseite des aktuellen Spiegel weckt Horrorphantasien. Nicht nur, dass die beiden, die dort in stilechter Fünfziger-Jahre-Pose vor einer Treppe mit rotem Teppich posieren, mit nur etwas Pech demnächst Bundeskanzler respektive Kanzlerfrau werden könnten, nein, auch das komplette Elend namens »deutsche Politikergattin« springt einem aus diesem Bild entgegen.
Norwegen, 14. September 2009: Der wiedergewählte Ministerpräsident Jens Stoltenberg setzt am Wahlabend zur obligatorischen Siegesrede an. Nicht an seiner Seite: Ehefrau Ingrid Schulerud, Abteilungsleiterin im Außenministerium. Unter Verweis darauf, dass nicht sie, sondern ihr Mann gewählt worden sei und sie deswegen im Rampenlicht nichts zu suchen habe, ist sie zu Hause geblieben und schaut sich den Wahlerfolg im Fernsehen an.
Deutsche Politiker-AnhängselInnen würden für diese Haltung vermutlich nur ein verächtliches Schnauben übrig haben, denn hierzulande geht man mit einer derartigen Selbstverständlichkeit davon aus, dass man als Gesamtpaket gewählt wird, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis den Namen der Spitzenkandidaten auf den Wahlzetteln ein »und Frau« oder »plus 1« hinzugefügt wird.
Aber natürlich gibt es auch Ausnahmen von der Regel. Joachim Sauer etwa, der niemals, never ever steif lächelnd Arm in Arm mit seiner Frau für ein Spiegel-Titelbild posieren würde. Joachim Who? Na, das ist der, den man nie im Fernsehen oder gar als Moderator von knallblöden Sendungen und schon gar nicht auf roten Teppichen sieht, obwohl er doch der Mann von Angela Merkel ist. Und der damit souverän einen Spitzenplatz in der Rangliste des idealen Politiker-Zubehörs einnimmt.
Wir werden uns zumindest ihn noch zurückwünschen, so viel steht mal fest.