My Friedhof

Wie ein totes soziales Netzwerk aussieht, ist schnell erklärt: Irgendwann fällt einem auf, dass man sich schon monatelang nicht mehr eingeloggt hat – was auch daran liegt, dass es seit Ewigkeiten keine neuen Freundschaftsanfragen gab, die man hätte beantworten können. Nachdem man sich an das Passwort erinnert hat, kann man das ganze Elend in all ­seiner Pracht bewundern: Die letzte eigene Statusmeldung stammt aus dem Januar und bestand hauptsächlich aus einem Smiley, irgendeiner der Freunde hat vor zwei Monaten wohl mal ein Video gepostet und irgendwer vor einem halben Jahr ein neues Bildchen. Wem diese kurze Schilderung eines userleeren Web-2.0-Dingens bekannt vorkommt, der hat bestimmt ­einen My­space-Account. Myspace ist nämlich derzeit das toteste, was es im Bereich der so­cial networks gibt.
Dabei hatte alles im Jahr 2003 so gut angefangen, als das amerikanische Unternehmen eUniverse auf die Idee kam, das Konzept der Plattform »Friendster« zu übernehmen. My­space wurde in der Folge zu dem angesagten Platz für Bands und Künstler, der im Juli 2005 für 580 Millionen Dollar an Rupert Murdochs News Corp verkauft wurde.
Ab 2008 begann dann der Niedergang. Hauptgrund für die Myspace-Misere war der zunehmende Erfolg von Facebook.
Nun soll Myspace unter dem Motto »Musik ist Dein Leben. Unseres auch« wieder erfolgreich werden, indem die User beispielsweise die Möglichkeit haben, Videos, Musikstücke und Games zu verlinken und ihren Freunden zu empfehlen. Tot isses allerdings immer noch. Und wie eine Wiederbelebung bei Webseiten, die erwiesenermaßen weder über ein Herz zum Draufdrücken noch über einen Mund zum Luftreinpusten verfügen verfügen, funktionieren könnte, ist auch noch nicht raus.