»Stiefmütterlich behandelt«

Das ist kein Scherz: Am Freitag dieser Woche ist der Welttoilettentag. ­Susanne Laudahn von der Nichtregierungsorganisation »Solidaritätsdienst International« erklärt, was es mit dem Tag auf sich hat.

Warum wird der Welttoilettentag begangen?
Den Tag gibt es seit einigen Jahren, er wurde von der World Toilet Organisation eingeführt. Am Welttoilettentag soll auf die welt­weite Problematik der sanitären Versorgung aufmerksam gemacht werden.
Man könnte den Welttoilettentag auch für einen Scherz halten. Ist der Name nicht kontraproduktiv?
Über Toiletten spricht man nicht gern, das stimmt. Deshalb muss man das Thema in der Öffentlichkeit mit Humor präsentieren und locker aufarbeiten.
Ihre Organisation lädt am Welttoilettentag zu einer öffentlichen Aktion in Berlin mit Stefan Liebich von der Linkspartei. Was soll da geschehen?
Herr Liebich wird sich während des Fototermins auf eine nachgebildete Toilette setzen. So ist das geplant.
Lässt sich eine Entwicklung verzeichnen, was die sanitäre Versorgung in den armen Regionen der Welt angeht?
In Asien beispielsweise hat sich die Versorgung mit sauberem Trinkwasser erheblich verbessert. Die Sanitärversorgung wird hingegen immer etwas stiefmütterlich behandelt. 2008 wurde von der Uno zum Jahr der sanitären Grundversorgung erklärt, um gezielt auf dieses Problem aufmerksam zu machen. Denn um überhaupt sauberes Trinkwasser zu erhalten, bedarf es sauberer sanitärer Anlagen. Mangelnde sanitäre Hygiene macht Erfolge in anderen Bereichen zunichte.
Hat sich seit 2008 etwas verändert?
Im Lauf des Jahres ist das Problem sicher ins öffentliche Bewusstsein gelangt. Aber die konkreten Prozesse brauchen Zeit. In Namibia zum Beispiel wurden 2009 Ziele für die sanitäre Versorgung festgelegt und die finanziellen Mittel bereitgestellt. Die Umsetzung erfolgt jetzt allmählich.
Ihre Organisation bemüht sich in Namibia um eine größere Verbreitung von Trockentoiletten. Wie funktionieren diese Anlagen?
Sie sehen wie herkömmliche Toiletten aus, nur die Spülung fehlt. Da sie nicht mit Wasser betrieben werden, verdunsten die flüssigen Anteile der Fäkalien, diese trocknen vollständig aus. Da Bakterien und andere Erreger Feuchtigkeit brauchen, sterben sie in den Trockentoiletten schneller ab. Das ist ein großer Vorteil. Der positive Nebeneffekt ist: Es entstehen keine Gerüche.