Anruf für Mischalkybaby
Mit einem fröhlichen »Mischalkybaby!« meldete sich Anfang voriger Woche Ramma Damma aus der Versenkung. Er ist also immer noch quicklebendig und hat sich nicht verändert. Nein, er ist sogar noch exzentrischer geworden. Der Ramma Damma mit dem grünen Rasen auf dem Auto, dem Blumentopf in der Hand und den Glamrockklamotten hat eine Ananas geheiratet und trägt jetzt einen grünen Bart. Aber zurück zum Anfang.
Vorvergangene Woche habe ich an dieser Stelle Ramma Dammas zweite Single »Ich bin dein Taugenichts« mit einem herrlich versponnenen Refrain vorgestellt: »Ich geh mit meinem Blumentopf spaziern und hänge rum im Zeitkanal/Ich will die Welt hypnotisiern, seid doch nicht so, nicht so normal.« Noch wusste ich da nichts über den Interpreten, und auch das Internet konnte mir nicht weiterhelfen. Aber das Internet ist eben noch jung und unwissend wie ein Teenager. Es kennt nur sich und seine Welt und hat noch kein Geschichtsbewusstsein. Deshalb versuche ich es jede Woche auf meinem Blog mit neuem Material zu füttern. Weil es ein sehr schlaues Kind ist, das dieses Wissen wahrscheinlich für sehr lange Zeit speichern wird, gebe ich mir mit dem Arbeitsmaterial viel Mühe.
Ich finde es wirklich aufregend, dass ich als Pionier Material aus der Vergangenheit in dieses Internet hineingeben kann. Jedenfalls meldete sich Ramma Damma nach meinem Blogeintrag bei mir und vermeldete dann auf seiner Facebook-Seite stolz: »My second single from 1974 arrived on the Internet today!« Schnell freundete ich mich mit ihm an und fand auf seiner Seite u.a. ein Foto aus den sechziger Jahren, das ihn als Bravo-Reporter zusammen mit Lex Barker zeigt. Anfang der siebziger Jahre mutierte Ramma Damma, der mit bürgerlichem Namen Ulli Hoppe heißt, dann zu einem exzentrischen Glamrocker und nahm bei Bellaphon zwei Singles auf. Heute nennt er sich auch »Saviour Of The Plants«. 1975 hat er tatsächlich ganz offiziell die Ananas Tippy geheiratet. Mit dieser kleinen Verrücktheit als Aufhänger ist Ramma Damma sogar in der englischen Fernsehshow »Odd One In« aufgetreten. Die Engländer lieben ja ihre Exzentriker, und so war diese Show passenderweise eine Quizsendung rund um exzentrische Persönlichkeiten. 2006 ist der Dokumentarfilm »Ramma Damma – Die Stadt hat uns obdachlos gemacht« gezeigt worden, der die Räumung eines Münchner Bauwagenplatzes schildert. Ramma Damma hatte auf diesem Gelände, den er »Ullis Gnadenacker« nannte, sieben Jahre lang zunächst Pflanzen und dann auch wohnungslosen Menschen ein Zuhause gegeben. Die brutale Räumung kommentiert er auf Facebook mit dem Satz: »Adolf Hitler isn’t dead!«
Jetzt ist der mittlerweile 67jährige grüne Rebell also wieder unterwegs. Ob er mit seinen alten Songs auftreten wird oder seine sicherlich interessante Biografie schreiben wird, ist nicht bekannt. Auch wenn ich nie so crazy wie Ramma Damma sein werde, freut es mich doch, dass es in diesem Land auch Menschen wie ihn gibt. Let’s do the Ramma Damma tonite!
