Übt Klassenverrat!

Der letzte linke Student grämt sich. Warum grämt sich der letzte linke Student? Er grämt sich, denn er ist in die falsche Welt hineingeboren worden. Und nicht nur das! Nein, der letzte linke Student ist auch in die falsche Klasse hineingeboren worden. Leider nämlich: ist der letzte linke Student ein Intellektueller. Das ist schon auch gut! Bekanntlich: sind Intellektuelle das kritische Gewissen der Gesellschaft. Und: Kritik ist der erste Schritt zum kommenden Aufstand. Aber: Intellektuelle sind andererseits keine Bewohner von Banlieues. Und die Bewohner von Banlieues: sind das Beste, was die Revolution zurzeit zu bieten hat. Weil: die Bewohner von Banlieues sind permanent auf Revolte. Und die Revolte: ist ja bekanntlich die kleine Cousine der Revolution. Und insofern schon deren ganzer süßer Vorschein!
Es muss also etwas getan werden. Daher schreibt der letzte linke Student jetzt in sein besonderes Notizbuch. Er schreibt: »Wir müssen unsere Klasse verraten. Wir müssen selbst Teil der Vorstädte werden, Teil des Proletariats. Erst dann können wir auch Teil der Revolte werden, und Teil des Aufstandes. So erst können wir Intellektuellen die Revolution zum Sieg führen. Aus unseren Schreibstuben heraus gelingt das nicht.« Das klingt nicht schlecht, findet der letzte linke Student. Und beschließt, diese Reflexion morgen an die revolutionäre Zeitung zu mailen. Denn: solange er noch Intellektueller ist, ist der letzte linke Student auch das kritische Gewissen der Gesellschaft. Und als solches: muss er die Gesellschaft mit der Schrift wecken. Mit Steinen: weckt er sie dann nach dem Klassenverrat. Der ja, wie es schwarz auf weiß geschrieben steht, bald kommt. Und auch wir müssen uns umsehen und schauen, wo wir stehen!