Wir warten auf den Anschlag

Ernst. Sehr ernst. Und bedrohlich. So lautet, grob zusammengefasst, das, was Experten und Politiker seit Mitte voriger Woche in Nachrichtensendungen und Talkshows zum Thema Sicherheitslage sagen. Um dann, meist am Ende ihrer Ausführungen, jedoch hinzuzufügen, es bestehe kein Grund zur Panik.
Vielleicht glauben die Teilnehmer an den »Wir warten auf den Terroranschlag«-Veranstaltungen der diversen Fernsehsender ja tatsächlich daran, dass die Zuschauer, wenn sie nicht alle Viertelstunde beruhigt werden, auf der Stelle panisch werden und das tun, was man in diesem Zustand gemeinhin tut, nämlich kopf­los durch die Gegend laufen, was ja nun wirklich richtig schlecht wäre, jedenfalls für die Einschaltquoten, schließlich sind die Deutschen ausgewiesene Energiesparer und würden sich sicher vor dem Einsetzen einer soliden Panik noch die Zeit nehmen, zur Fernbedienung zu greifen und das TV-Gerät auszuschalten.
Am Wochenende war die, meist mit extra ruhiger Stimme gesprochene, No-Panic-Aufforderung dann bereits zum Standard-Zusatz geworden, was vermutlich daran lag, dass jeder Experte nun davon ausging, dass die vor den Fernsehern Versammelten sich so dermaßen daran gewöhnt hatten, gesagt zu bekommen, dass sie bitte sitzen bleiben sollen, dass beim Ausbleiben der Aufforderung auf der Stelle das große Herumgerenne anfangen würde.
Und so werden wir wohl damit leben müssen, in nächster Zeit von morgens bis abends dazu aufgefordert zu werden, auf keinen Fall in Panik zu verfallen. Was ja gemessen an vielem anderem, was einem im TV und anderswo so gesagt wird, von »Ruf! Mich! An!« bis hin zu »Die nächste freie Leitung ist für Sie reserviert«, im Grunde genommen auch noch ganz okay ist.