»Immer schön auf dem Nährboden bleiben!«

GFAJ-1 lautet der Name der Lebensform, die Forscher der Nasa im kalifornischen Mono Lake entdeckt haben. Wie die Wissenschaftler vergangene Woche mitteilten, ist das Bakterium in der Lage, hochgiftiges Arsen für seinen Stoffwechsel zu nutzen – anstelle des bisher für irdisches Leben als unverzichtbar angesehenen Phosphors. Der ungewöhnliche Bakterienstamm beantwortet exklusiv in der Jungle World einige Fragen.

Sie werden in einem Nasa-Labor festgehalten und Experimenten unterzogen. Wie verkraften Sie diese Freiheitsberaubung?
Bitte gehen Sie nicht den Schauermärchen der Verschwörungstheoretiker auf den Leim. Man behandelt uns gut, es fehlt uns an nichts. Die phosphatfreie Diät war anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, aber Überernährung ist ja auch nicht gut, wie Ihrer Spezies gerade jetzt rund um die Feiertage bewusst sein dürfte. Uns geht es also deutlich besser als den Lebewesen, die in der Area 51 festgehalten werden.
Sie haben eine überaus schnelle und steile Karriere von einer nur Fachleuten bekannten Mikrobenart zu einer weltweiten Berühmtheit hinter sich. Wie gehen Sie mit der Prominenz um?
Wir lassen uns den Ruhm nicht zu Kopf steigen – wir haben ja gar keinen. Wie heißt es so treffend: Immer schön auf dem Nährboden bleiben! Selbstverständlich ist es ungewohnt für eine Spezies, die über Jahrmillionen ein bescheidenes Dasein im Schlamm geführt hat, von einem Tag auf den anderen im Rampenlicht zu stehen, aber das bringt auch Grampositives mit sich. Wir haben gerade eine Anfrage aus Hollywood erhalten, »Arsen und Spitzenhäubchen« soll neu verfilmt werden. Der Ruhm hat weitere gute Seiten, die Groupies beispielsweise.
Groupies?
Ja, in den letzten Tagen haben wir eindeutige Angebote diverser Escherichia-coli-Stämme zum gegenseitigen Austausch von Gen­material bekommen.
Das Astrobiologenteam um Felisa Wolfe-Simon sagte, Ihre Entdeckung werde Einfluss auf die Suche nach Leben im Sonnensystem haben. Sind Sie mit den weiteren Plänen der Forscher vertraut?
Unsere herausragenden Eigenschaften haben die Erkenntnisse der Wissenschaftler völlig über den Haufen geworfen. Bisher haben sie sich darauf konzentriert, Leben auf anderen Himmelskörpern zu suchen. Nun wollen sie sich verstärkt mit der bisher als unrealistisch betrachteten Frage befassen, ob es intelligentes Leben auf der Erde gibt.