Alles wird besser! Jungle World präsentiert: die besten Meldungen des kommenden Jahres

So schön wird das neue Jahr!

Ob »Sparpaket«, Euro-Krise, Castor-Transporte, Integrationsdebatte oder »Stuttgart 21« – allzu erheiternd waren die Schlagzeilen des vergangenen Jahres nicht. Doch 2011 wird alles anders: Die Jungle World präsentiert schon jetzt exklusiv die besten Meldungen des kommenden Jahres.

Bayern für Nasenbohrverbot
München. In Bayern gibt es bald das bundesweit strengste Verbot öffentlichen Nasenbohrens. Bei einem Volksentscheid stimmte dem vorläufigen amtlichen Endergebnis zufolge eine deutliche Mehrheit für die Regelung. Bayern bekommt somit das schärfste Nasenbohrverbot in Deutschland. In dem Volksentscheid sprachen sich 61 Prozent der Wähler für einen Gesetzesentwurf aus, der ein Verbot der beliebten Tätigkeit ohne Ausnahmen für alle öffentlichen Räume und die Gastronomie vorsieht. Künftig darf in Bayern auch nicht mehr in Bierzelten und auch nicht mehr auf dem Oktoberfest genasebohrt werden. 67,7 Prozent der rund 9,4 Millionen Wahlberechtigten gaben ihre Stimme ab. Politiker aller Parteien zeigten sich erfreut und zuversichtlich, dass auch Verbote des Bohrens in weiteren, aber nicht näher bezeichneten Körperöffnungen möglich seien. Minderheitenrechte wolle man dabei nicht gelten lassen.
Jürgen Kiontke
Neue Bundeswehr-Strategie für Afghanistan
Berlin/Kunduz. Gemäß der neuen Strategie des Verteidigungsministeriums werden die bisher in Afghanistan stationierten deutschen Truppen in absehbarer Zeit durch das erst kürzlich aufgestellte »Geschwader Guttenberg« ersetzt. Die äußerst kleine Elite-Einheit besteht nur aus drei Spezialisten: Karl-Theodor zu Guttenberg wird persönlich die Kampfeinsätze ausführen. Große Hoffnung setzt der Minister dabei in das neue Waffensystem »Parrafinic and Oily Militant Muslim Attack Device« (P.O.M.M.A.D.). »Im Selbst- und Feldversuch habe ich beste Erfahrungen mit P.O.M.M.A.D. gemacht. Das Waffensystem besprüht den Gegner mit einer schmierigen Substanz und macht ihn so bewegungsunfähig. P.O.M.M.A.D. verursacht zwar ein unerträg­liches Ekelgefühl und erhebliche Entstellungen vor allem im Bereich der oberen Schädelhälfte, ist aber nicht letal«, sagte der Minister auf einer Pressekonferenz. Johannes B. Kerner übernimmt die bisher vom Militärischen Abschirmdienst geleistete nachrichtendienstliche Arbeit. »Ich werde zur Informations­gewinnung auf weiche Methoden setzen: Statt Verhöre gibt es intime, emotionale Talk-Runden mit interessanten, wöchentlich wechselnden Gästen«, erläuterte Kerner seine Aufgabe vor den Pressevertretern. Das »Geschwader Guttenberg« wird bereits in zwei Wochen einsatzbereit sein. Bis dahin arbeitet Stephanie zu Guttenberg, die in der Einheit für besondere Aufgaben abgestellt ist, noch daran, die Zielgenauigkeit ihrer Gulaschkanone zu optimieren.
Markus Ströhlein
Paradox: Nazis nach NPD-Verbot heimatlos
Karlsruhe/Cardassia Prime. Nach dem Verbot der NPD durch das Bundesverfassungsgericht hält es viele Neonazis nicht mehr in Deutschland. Der sichtlich aufgewühlte Vorsitzende der NPD Sachsen, Holger Apfel, gab nach der Urteilsverkündung überraschend bekannt: »Da es für national Gesinnte hierzulande offenbar keine Heimat mehr gibt, fordern wir unsere Kameraden zur sofortigen Auswanderung auf. Zahlreiche Funktionsträger unserer Partei haben bereits politisches Asyl in der Cardassianischen Union beantragt. Dort weiß man Werte wie Patriotismus und Pflichterfüllung noch zu schätzen.« Un­erwartet für viele Beobachter im Alpha-Quadranten stößt dieses Ansinnen bei den als äußerst fremdenfeindlich geltenden Cardassianern auf ein positives Echo. Gul Maket vom Zentralkommando auf Cardassia Prime erklärte hierzu: »Wir heißen die Neuankömmlinge herzlich willkommen; nach diversen Seuchen in unserer Minenkolonie auf Koralis III herrscht dort ein dramatischer Fach- beziehungsweise Zwangsarbeitermangel.« Enttäuscht zeigte sich hingegen Kristina Schröder (CDU), Bundesministerin für Familie, Extremismus und Dings: »Ich hätte erwartet, dass die demokratischen Parteien unseres Landes einen politischen Spielraum bieten, in dem sich auch die ehemaligen NPD-Mitglieder zum Nutzen unserer Gesellschaft inte­grieren können.«
Svenna Triebler
SAF droht mit Sex-Anschlägen auf Politiker
Berlin. In einem gestern veröffentlichten Manifest droht die bislang unbekannte Terrorgruppe »Schlampen-Armee-Fraktion« (SAF) mit der Entführung von Spitzenpolitikern wie Kristina Schröder (CDU) und Rainer Brüderle (FDP), die zur Teilnahme an »perversen Orgien« gezwungen werden sollen. Außerdem werden nicht näher erläuterte »Anschläge mit autoerotischen Waffen« auf den Bundestag angekündigt. Die Gruppe verfolge das Ziel, »die anale Ordnung der Bundesrepublik« zu zerstören. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sprach von einer »ernsten Bedrohungslage für unsere Ordnung« und stufte die Gruppe als äußerst gefährlich ein. Der Berliner Innensenator Ehrhart Körting (SPD) rief die Bevölkerung zur Wachsamkeit auf: »Wenn nebenan zwei bis drei junge, unverschämt gutaussehende Frauen einziehen, aus deren Wohnung verdächtige Stöhngeräusche kommen und die sich selten nackt im Hausflur blicken lassen, dann sollten Sie umgehend die Polizei informieren – und wenn möglich vorher Videobeweise sammeln.«
Theodora Becker
Nach erfolgreichem Test: Freigabe von Marihuana
Berlin. Die Regierungskoalition aus Union und FDP hat auf einer Kabinettssitzung am späten Nachmittag die unverzügliche Freigabe weicher Drogen beschlossen. Wie die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans (FDP), lächelnd vor Pressevertretern ankündigte, soll noch in diesem Monat ein entsprechender Gesetzentwurf erarbeitet werden und den Bundestag passieren. Geplant sei, Substanzen wie Haschisch und Marihuana künftig zu moderaten Preisen in Apotheken zu vertreiben. Ausschlaggebend für den überraschenden Schritt war Dyckmans zufolge neben zwei Gutachten unabhängiger Experten, die die bisherige Prohibitionspolitik für gescheitert erklärten, ein Selbstversuch im Kabinett. Die zuletzt angespannte Stimmung im Regierungslager sei nach dem gemeinsamen Konsum tetrahydrocannabinolhaltiger Produkte »so gut ­gewesen, dass wir vereinbart haben: Das machen wir jetzt öfter«, sagte die Freidemokratin in einem Interview mit dem Nachrichtensender N24. Lediglich die bekannten Nebenwirkungen wie Trägheit und Gleichgültigkeit müsse man noch in den Griff bekommen.
Alex Feuerherdt
Tierrechtler wollen soziale Frage lösen
Berlin. Rund 120 Tierrechtler versammelten sich nach Polizeiangaben zu ihrer ersten Montagsdemonstration vor der Berliner Gedächtniskirche. »Hartz IV – für Mensch und Tier!« forderte die Menge während der friedlichen Kundgebung. »Die soziale Frage ist ungelöst – für alle«, erklärte ein Sprecher des »Bundesweiten Bündnisses gegen Speziesismus und für soziale Gerechtigkeit«, dem knapp 90 Einzelinitiativen angehören. Auch Vierbeiner hätten das Recht auf staatliche Transferleistungen, deren Höhe im Übrigen inakzeptabel sei. Es gebe bereits Überlegungen, sich den Protesten von Erwerbsloseninitiativen anzuschließen. »Die werden ja auch wie die Tiere behandelt! Wenn wir uns zusammentun, wird der nächste Herbst richtig heiß«, sagte der Mann im Rehkostüm.
Elvira Hieb
Friede Springer verhaftet
Hamburg. Friede Springer, die Hauptanteilseignerin der Axel Springer AG, ist am Dienstagabend nach einem vergeblichen Fluchtversuch in Hamburg festgenommen worden. Nach Agenturberichten soll sie angesichts der polizeilichen Übermacht durch ein Toilettenfenster des Hotels Vier Jahreszeiten geflohen sein und versucht haben, sich über die Außenalster in Sicherheit zu bringen, in einem Ruderboot mit Fluchtgepäck an Bord (drei Nerzmäntel und sechs Dosen mit eingelegten Heringen in den Geschmacksrichtungen Senf und Tomate). Eines der Ruderblätter wurde jedoch von Scharfschützen des BKA zerschossen. Am anderen Ufer soll Frau Springer sich der Polizei mit Worten ergeben haben, die uns nicht druckreif erscheinen.
Gerhard Henschel