»Alles außer Rio«

Der Leichnam des 1996 verstorbenen Musikers und wohl bekanntesten Mitglieds der Band Ton Steine Scherben, Rio Reiser, soll im Februar nach Berlin umgebettet werden. Der Bauernhof und das zugehörige Grundstück im schleswig-holsteinischen Fresenhagen, auf dem sich bisher sein Grab befand, mussten wegen Geldnot verkauft werden. Rio Reisers Bruder Gert Möbius gibt Auskunft, während er Kisten in Fresenhagen packt.

Zieht der Verein, der in dem ehemaligen Bauernhof ein Museum betrieben hat, auch nach Berlin um?
Einen Verein kann man ja nicht einfach umbetten. Der Verein Rio-Reiser-Haus ist mit Sitz in Stadum beim Amtsgericht im Vereinsregister eingetragen. Wenn wir einen neuen Verein in Berlin gründen, werden wir dem auch einen neuen Namen geben müssen.
Werden die Ausstellungsstücke aus Schleswig-Holstein nach Berlin gebracht?
Ja, ich bin hier gerade beim Packen. Wir wollen alles dieser Tage nach Berlin schaffen, also alles außer Rio. Dann suchen wir Räume für ein neues Museum. Die können auch gern etwas größer sein, dann könnte das Museum mehr umfassen als nur die Geschichte Rios und der Scherben. In Berlin lässt sich das alles besser in die damaligen politischen Zusammenhänge einordnen, denke ich, also in Beziehung setzen zur damals entstehenden Jugendbewegung und zur Besetzung von Häusern beispielsweise.
Ist es also sogar von Vorteil, das Museum nicht mehr in Schleswig-Holstein zu betreiben?
Fresenhagen liegt am Ende Deutschlands. Die Sylt-Besucher, die hier mit ihren Porsches entlangfahren, waren nicht unbedingt unser Publikum. Die Dorfbevölkerung interessiert sich nur für Kühe und Maiskolben. Wir haben versucht, in Fresenhagen Kulturarbeit zu machen, sind im Grunde aber gescheitert. Der Bauernhof sollte ursprünglich auch kein Kulturzentrum mit Museum, Konzertsaal, Café und Gästezimmern sein, sondern eine Landkommune, in der die Band wohnen und ihre Aufnahmen machen konnte. In Berlin lässt sich ein Museum wahrscheinlich leichter finanzieren.
Warum hat sich der Verein überhaupt an der Kulturarbeit auf dem Land versucht?
Eine Auflage dafür, Rio hier beerdigen zu dürfen, war, in Fresenhagen ein Kulturzentrum aufzubauen.
Ist die Umbettung mit einer Zeremonie verbunden?
Nein. Ich hatte bereits Anfragen von Fernsehsendern, die bei der Umbettung live dabei sein wollten. Es ist zwar keine alltägliche Geschichte, aber nicht so ungewöhnlich, dass es mit großem Publikum oder vor Kameras geschehen muss.