»Man kann den Leuten nur empfehlen wegzuziehen«

Der Bürgermeister von Krauschwitz, Hans Püschel, machte Ende vorigen Jahres auf sich aufmerksam, als er in einem offenen Brief Sympathien für die NPD bekundete. Er war zu diesem Zeitpunkt noch SPD-Mitglied – bis er beschloss, bei den nächsten Landtagswahlen für die NPD zu kandidieren. Stefan Maßdorf vom Bündnis gegen Rechts Weißenfels sprach mit der Jungle World über rechte Strukturen auf dem Land.
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In Krauschwitz fand dieses Wochenende eine NPD-Wahlveranstaltung statt. Die Krauschwitzer ärgern sich der Mitteldeutschen Zeitung zufolge darüber, dass Püschel »die NPD ins Dorf geholt« hat. Müssen die Rechten tatsächlich ins Dorf geholt werden oder gab es schon vorher eine Akzeptanz für deren Ansichten?

Püschel hatte schon vorher sehr komische Ansichten, er hat sich zum Beispiel von »denen da oben« betrogen gefühlt. Uns ist außerdem bekannt, dass Püschel schon länger Kontakt zu NPD-Leuten hatte. Das hat in Krauschwitz offensichtlich niemanden gestört.

Püschel sagte bei der erwähnten NPD-Veranstaltung: »Wenn man in der politischen Mitte nicht weiter kommt, muss man es über die Ränder versuchen.« Was sagt man als linksradikaler Verein dazu, der ja auch zu den »Rändern« gezählt werden könnte?

Die Frage ist doch, welchen Rändern man sich zuwendet. Wenn ich zum Beispiel Abschiebungen kritisiere, dann ist das etwas ganz anderes als die Position der NPD, die eine menschenunwürdige Politik vertritt. Es gibt auch in der Mitte der Gesellschaft Ansichten, die man eigentlich den links- oder rechtsextremen Spektrum zuordnen könnte – das sieht man ja an Püschel. Hätte er seine rechten Aussagen als SPDler gemacht, hätte ihn wahrscheinlich niemand dafür kritisiert. Jetzt, wo er zur NPD übertritt, gibt es einen Riesenaufschrei.

Gerade ist eine Studie erschienen, die besagt, dass es auf dem Land schwieriger sei, rechte Strukturen zu bekämpfen, weil sich alle persönlich kennen. Würdet ihr diese Einschätzung teilen?

Grundsätzlich ja. Es gibt da eine größere Toleranz, wenn sich alle kennen. Außerdem ist es überall, wo es nicht wie hier in Weißenfels schon Gegenstrukturen gibt, ganz schwer, welche aufzubauen. Die Leute leben in einem Milieu, in dem die Akzeptanz Nazis gegenüber groß ist. Wenn da einer sagt: »Ich hab gestern eine aufs Maul bekommen«, wird das einfach nicht gehört – das wird als Schlägerei unter Jugendlichen abgetan. Die Leute ziehen dann irgendwann weg. Und eigentlich kann man ihnen auch nichts anderes empfehlen als wegzuziehen, sobald sie alt genug dafür sind.