Winter- oder Sommerpause für die Bundesliga? Spielzeit auf den Sommer verlegen!

Schneefrei!

Es gibt viele Gründe, die Spielzeit der Bundesliga auf den Sommer zu verlegen, und ganz besonders einen: den Sommer.

Wie lästig die derzeitige Regelung der deutschen Fußball-Spielzeiten allein schon aus formalen Gründen ist, lässt sich am besten am Saison-Schreibweisen-Gegurke zeigen: »Saison 2009/2010«. Und natürlich »2010/2011«. Sowie demnächst, wenn nicht endlich eingeschritten wird, »2011/2012« und so weiter und so fort. In Ländern mit weniger gemäßigtem Klima, zum Beispiel in Skandinavien und Finnland, beginnt und endet die Saison dagegen im gleichen Jahr. Der diesjährige Meister wird der der Spielzeit 2011 sein und fertig, was natürlich für Journalisten, die von Zeilengeld leben und entsprechend möglichst viele Wörter, Zeichen und Zahlen ­schreiben müssen, nicht optimal ist. Dafür sparen diese Kollegen eben viel Zeit bei der Suche nach dem doofen »/«-Zeichen.

In Skandinavien (und Finnland) macht man zwischendurch im Sommer ein, zwei Wochen Pause und spielt dann gleich weiter. Nennenswerte Auswirkungen auf die Begeisterung der dortigen Fans hat dieses Procedere nicht, im Gegenteil, die finden es in aller Regel gut, ihre freien Kapazitäten nicht mit Saisonausrechnen, Wetterberichtanschauen oder gar mit dem vom Verein angeregten Schneeschaufeln auf den Tribünen füllen zu müssen, sondern sich den wirklich wichtigen Dingen zu widmen – und sich außerdem nicht dick vermummt durch meterhohe Schneeverwehungen quälen zu müssen, um rechtzeitig zur Spielübertragung in der Kneipe oder zum Anpfiff im Stadion zu sein.
Für das Frühjahr als Saisonbeginn sprechen nicht nur klimatische Vorteile, sondern auch gesundheitliche. Spätestens ab Ende März ist auch die hartnäckigste Erkältungswelle abgeklungen. Folgerichtig kann man im Stadion stehen oder sitzen, ohne Angst vor schweren Erfrierungen und hinterhältigen Viren zu haben. Oder vor glatteisbedingten Verletzungen. Bleibt das Urlaubsargument: Ist es nicht ganz fürchterlich schlimm, wenn die Spieler und ihre Familien sowie die Fans nicht in den Sommerferien wegfahren können? Nö. Irgendwer ist bei den Profis schließlich immer verletzt, baut man halt ein paar schicke Reha-Zentren irgendwo, wo’s warm ist, am Meer, wo auch Mutti und die Kinder mitfahren und es nett haben können. Und der Rest macht dann halt im Winter Urlaub. Was zudem einen weiteren Vorteil hat: Das schreckliche Geheule vor Welt- und Europameisterschaften über die unfassbar schlimme Belastung, gleich nach dem Saisonende schon wieder bei einem großen Turnier antreten zu müssen, unterbliebe auch.

Aber die Russen! Haben denn die Russen nicht gerade ihre Saison so umgemodelt, dass es dort nun auch eine Sommerpause gibt? Ja. Ja und? In Russland erschießt man auch oppositionelle Journalisten, Russland ist also definitiv kein Argument. Weswegen wir auch gleich zu einem weiteren Vorteil einer veränderten Saisonplanung kommen, nämlich der ausgedehnten Möglichkeit zur Verarbeitung traumatischer Abstiegserlebnisse. Welcher Monat eignet sich besser für das ausgiebige Betrauern von Abstiegen und verpassten Meisterschaftschancen als der traditionell trübsinnige November?
Gut, vielleicht müsste in den Städten, in denen man Meisterschaft gern auf Rathausbalkonen feiert, für eine regenfeste Überdachung gesorgt werden, damit sich Spieler, Betreuer, Trainer und Anhängsel beim Präsentieren der Schale nicht erkälten. Andererseits: Wer im Januar bei Minusgraden in kurzen Höschen anderthalb Stunden auf einem leidlich aufgetauten Fußballplatz herumlaufen kann, der wird für die Dauer von »We are the champions« und »So ein Tag, so wunderschön wie heute« auch ein bisschen Nieselregen aushalten.
Außerdem ergeben sich durch die Feierei bei unwirtlichem Wetter schließlich auch viele neue Einnahmequellen für die Vereine und den DFB. Regenschirme mit aufgedruckter Meisterschale und in den Vereinsfarben gehaltenen Griffen fänden sicherlich reißenden Absatz, genau wie die einschlägig kolorierten lustigen wasserabweisenden Hütchen und Einwegregenmäntel. Grippemittelhersteller könnten offizielle Schal-Sponsoren werden oder Gummistiefel-Ausrüster, so dass am Ende alle zufrieden wären: die Clubs, weil sie noch mehr Geld verdienen, die Fans, weil sie noch mehr Devotionalien erwerben können, und die Absteiger, weil ihnen der November viele Möglichkeiten bietet, noch viel, viel trauriger zu sein als im Sommer, wo das ganze schöne Bad im Elend meist viel zu jäh vom Urlaub aka Bad im Mittelmeer gestoppt wird.