Die Sachsen-Sisters von Las Vegas
Ja, richtig, die Dritte von rechts, das ist Eva. Wer in den letzten Tagen »Dschungelcamp« geguckt hat, wird sofort wissen, um welche Gruppe es hier geht: die Jacob Sisters. Ihre erste Single erschien 1964, als sie sich noch Geschwister Jacob nannten. Die Geschichte der Jacob Sisters, die schon seit 50 Jahren im Showgeschäft sind und in Las Vegas auftraten, wurde in der Sendung »Ich bin ein Star – holt mich hier raus!« immer wieder erzählt. Für die Schwestern war »Träume der Liebe« ihr erster Hit, den sie bis heute singen. Ich habe die Platte vor Jahren in einem Trödelladen wegen des Covers gekauft. Das Foto der deutschen Girlgroup ist zwar ganz niedlich, aber als Rocker ist es mir dennoch viel zu schlagerig.
Das Stück auf der B-Seite, »So einen Boy«, hat zumindest einen ganz interessanten Text: »Einen Boy, der nichts von Mädchen versteht, einen Boy, der lieber mit seinen Freunden zum Fußball geht, so einen Boy woll’n wir nicht«. Allerdings haben die Jacob Sisters 1965 auch »Stop, in the Name of Love« von den Supremes – auf Deutsch: »Was hab ich dir getan« – gecovert. Die Single suche ich noch, aber sogar ihre sächselnde Version des Titels »Yes Sir, I Can Boogie« von Baccara aus dem Jahr 1978 würde ich mitnehmen: »Yes Sir, I can Boogie / Boogie Woogie tanz isch gern /
Komm, mein Schnuggi / Boogie Woogie is modern«.
Die vier Schwestern Johanna, Rosi, Eva und Hannelore Jacob stammen ursprünglich aus Sachsen und traten schon in den fünfziger Jahren in Leipzig und Umgebung gemeinsam auf. 1959 siedelten sie in die Bundesrepublik über und traten 1963 erstmals im Fernsehen in der Sendung »Zum Blauen Bock« auf. Zu ihrem Markenzeichen wurden weiße Pudel, die sie bis heute bei ihren Auftritten begleiten. Einen gewissen Glamour-Appeal müssen sie also schon gehabt haben, als sie 1964 engagiert wurden, um für drei Jahre in Las Vegas aufzutreten. Dort lernten sie Stars wie Sammy Davis jr., Louis Armstrong und Duke Ellington kennen. Die Jacob Sisters gehörten zu den wenigen deutschen Showstars, die international erfolgreich waren. Auf ihrer offiziellen Homepage sind beeindruckende Fotos der immer uniform gekleideten Schwestern zu sehen, wie sie Tony Curtis, Louis Armstrong und Alfred Hitchcock in die Mitte nehmen. Auffällig ist schon auf den Fotos der sechziger Jahre eine gewisse Offenherzigkeit. Ich muss gestehen: So richtig verstehe ich das seltsame Spiel der Sisters mit den Symbolen nicht. Sind die weißen Pudel eine Art Partnerersatz? Warum zeigen die Sisters so viel Dekolleté, obwohl sie nie mit einem Partner zu sehen sind? Sind sich die sexy Schwestern selbst genug? Warum wirken sie dennoch so asexuell?
Im »Dschungelcamp« unterstrich die 68jährige Eva Jacob diesen Eindruck, indem sie schon in der ersten Folge irgendetwas von ihrer »Muschi« brabbelte und später einem männlichen Kandidaten ihren »natürlichen« dicken Busen zum Begrabbeln hinhielt. Unterhaltsamer als der fast gleichaltrige Rainer Langhans war sie jedenfalls mit Leichtigkeit.
