Die Guttenberg-Affäre

Der Doktor und das liebe Vieh

Mit einer Dissertation voller Plagiate hat Karl-Theodor zu Guttenberg bewiesen, dass er für seinen Posten als Verteidigungsminister geradezu prädestiniert ist.

Die Universität Bayreuth will nun also die Plagiatsvorwürfe gegen Karl-Theodor zu Guttenberg prüfen. Das ist etwa so, als würde man die Überreste des Selbstmordattentäters vom Moskauer Flughafen daraufhin untersuchen, ob er wohl Schaden anrichten wollte. Sicherlich eine schwierige Aufgabe für die bayerischen Professoren. Angesichts der Gewissenhaftigkeit, die sie bei der Bewertung der Altpapiersammlung des Herrn Von und Zu bereits gezeigt haben, muss man sich sorgen, ob sie nicht etwas überfordert sein werden mit der Größe der Aufgabe. Das aber soll unsere Sorge nicht sein, wir werden ihn auch jetzt schon einen Betrüger nennen dürfen.
Erstaunlich an der Sache ist vor allem, wie unverblümt sich die Konservativen und Bürgerlichen nun plötzlich den anti-akademischen Reflexen von Mob und Bild-Zeitung anschließen. Das kaum noch verhohlene Credo der Gutti-Verteidigung: Ist doch scheißegal, ob der abgeschrieben und gelogen hat, wen interessiert derartiger Kleinkram, der Titel ist eh nur da, weil’s so hübsch klingt, und angesichts der ebenso eindrucksvollen wie zahlreichen sonstigen Namensbestandteile ist das »Dr.« einfach gut platziert bei der fränkischen Gel-Quelle. Nicht, dass es einen wundern würde – nur sagen sie es sonst halt selten so direkt. Dafür muss man Guttenberg dankbar sein.
Aber warum brechen diverse Linke nun in moralines Gejammer aus und fordern den Rücktritt des Hochstaplers als Verteidigungsminister? Weil wir ausgerechnet für diesen Posten eine moralisch integere, grundehrliche, praktisch gandhi- oder doch mindestens käßmanneske Person brauchen?
Sonst wird doch immerzu bemängelt, dass die Minister gar keine ordentlichen Qualifikationen für ihre Fachgebiete mitbringen. Diesbezüglich ragt Guttenberg leuchtturmartig heraus. Denn das Leugnen von Fakten, das Hochsexen selbst jämmerlichster Leistungen, Durchhalteparolen und Siegesgeschwafel, wenn einem schon längst die gegnerischen Kugeln um die Ohren pfeifen – all das ist doch praktisch die angefragte Kernkompetenz eines jeden ordentlichen Militärchefs. Der Mann soll der Welt schließlich auch verkaufen, dass er eine tiptop trainierte und ausgestat­tete Armee befehligt, während die Kämpfer reihenweise auf antiken Segelschiffen vom Mast fallen oder sich gleich gegenseitig erschießen. In diesem Sinne ist er die optimale Besetzung für seinen Job.
Mein Vorschlag: Die Uni Bayreuth soll aus Gründen einer wissenschaftlichen Resthygiene Guttenberg den Doktortitel wieder aberkennen. Dafür bleibt er Minister. Und irgendeine Uni in irgend­einem unserer befreundeten, die geostrategische Stabilität sichernden arabischen Despotenstaaten rückt halt einen Ehrendoktor raus. Das sieht im Namen mindestens genau so hübsch aus, und es sind sogar noch ein paar Buchstaben mehr.
Ja, Sie haben ja Recht. Ich bin einfach nur beleidigt, weil ich offenbar der einzige Autor bin, der schon mal etwas über die USA geschrieben und bei dem Guttenberg nicht geklaut hat. Wahrscheinlich liegt es daran, dass mein wegweisendes Buch »Stachelleguane« online nicht verfügbar ist.