Über das Buch »Die Anfänge des alpinen Skirennsports« 

Familiengeschichte mit Skiern

Eine Familiengeschichte wollte der Schweizer Max D. Amstutz schreiben, und heraus kam das Buch »Die Anfänge des alpinen Skirennsports«, was vor allem an seinem Vater und seinem Onkel liegt. Der Autor, ein über 80jähriger Unternehmer aus Luzern, ist der Sohn von Max J. und Neffe von Walter Amstutz, und diese beiden gehörten in den ersten 20 Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu den Pionieren des alpinen Skilaufs.
Die Nachteile der Darstellung dieses Sports aus familiärer Perspektive sind leicht erklärt: Der Autor beschränkt sich auf die Gegend um Mürren, seine Heimat, den Ursprungsort des alpinen Skirennsports; internationale Entwicklungen kommen ihm selten in den Blick. Und einen sozialhistorischen Zugang findet Amstutz auch nicht. Seine Familiengeschichte hat mit den schwierigen Reproduktionsbedingungen von Kleinbauern nicht viel am Hut. Sein Vater war Hotelier und Kurdirektor. Doch die Vorteile von Amstutz’ Darstellung überwiegen, vor allem sein großes Wissen über die technischen Veränderungen, die der Skisport in den vergangenen 100 Jahren erfahren hat, ist erstaunlich.
Während der Skilanglauf sowie das Bobfahren und Schlittschuhlaufen schon früh in den Alpen ankamen, war das, worum es Amstutz geht, tatsächlich eine Erfindung des frühen 20. Jahrhunderts, betrieben von Leuten wie Max J. und Walter Amstutz, mehr noch von jungen englischen Gentlemen, die sommers das Bergsteigen popularisiert hatten. Die Vorfahren des Autors waren es, die 1911 das erste Abfahrtsrennen der Welt organisierten und die in den zwanziger Jahren mit Hotels und Pisten die Voraussetzungen dafür schufen, dass aus dem Gentleman-Vergnügen ein Massensport werden konnte.
Eine wunderbare illustrierte Geschichte des alpinen Skirennsports ist Amstutz gelungen. Nebenbei erklärt er auch, warum der Sport mit den legendären Wettbewerben Kandahar oder dem Lauberhorn zu den am meisten kapitalisierten im Wintersport zählt, obgleich dem Autor der kritische Blick auf dieses Spektakel eher fremd ist. Für seinen Heimatort Mürren wünscht er sich einen »Prinzen – Sponsor, Unternehmer oder Investor«, der aufschließt zu den großen Wintersportorten.
Max D. Amstutz: Die Anfänge des alpinen Skirennsports/The Golden Age of Alpine Ski-ing. Deutsch und Englisch, AS-Verlag, Zürich 2010, 176 Seiten, 32 Euro