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Inzwischen haben wir uns an die Revolutionen fast gewöhnt. Tunesien, Ägypten und nun Libyen. Nach mehreren Ausgaben und einer erfolgreichen Veranstaltung zum Thema der Revolten in Nordafrika brauchen wir eine Revolutionspause. Diesmal bieten wir ihnen drei Seiten Thema über den irren Diktator mit dem Regenschirm und über seine Freunde und Bewunderer in Europa und Lateinamerika. Aber dann überlassen wir die Sache der Kollegin und dem Kollegen vom Auslandsressort. Zumindest für eine Weile.
Wie Sie in den vergangenen Wochen an dieser Stelle bereits erfahren haben, legen arabische Herrscher ihre Rücktritte bevorzugt auf für unsere Planung möglichst ungünstige Termine. Und obwohl wir mit den Bevölkerungen mitfiebern, die das Ende der autoritären Systeme fordern, haben wir immer insgeheim gehofft, dass die Regimes nicht an Wochenenden und schon gar nicht zu Anfang der Woche stürzen.
Gerade der Dienstag könnte, wenn es nach uns ginge, für die wichtigen politischen Ereignisse der Weltgeschichte gestrichen werden. Da darf einfach nichts passieren, und wenn doch etwas geschieht, dann wird das für ungültig erklärt und einfach auf Mittwoch verschoben. Das wäre für unseren Arbeitsalltag eine sehr schöne Sache. Denn dienstags haben wir Redaktionsschluss, da geht es hier ziemlich hektisch zu. Es gibt sogar Kollegen, die an diesem Tag eine oder zwei Stunden früher mit der Arbeit anfangen. (Sie fragen sich jetzt, wann wir an den anderen Tagen der Woche mit der Arbeit beginnen? Das ist ein Betriebsgeheimnis, das nicht verraten werden darf!) Eine Kollegin erschien an diesem Dienstag sogar, obwohl sie eigentlich Urlaub hat, zur »Selbstvertretung«, wie sie sagte. Die Befürchtung, bis zum Radaktionsschluss nicht alles zu schaffen, ist bei allen Redakteurinnen und Redakteuren groß. Am Dienstag wird der nervige Kleinkram erledigt: Bildunterzeilen, Infokästen, Inhaltsverzeichnis und ähnliche Dinge. Die Kollegen aus der Produktion rennen durch die Räume, verteilen die letzten Aufgaben und machen Druck, damit alles schnell geht, während die Redakteurinnen und Redakteure gerade in diesen bewegten Zeiten versuchen, dem Update-Terror nicht zum Opfer zu fallen. Multitasking ist an diesem Tag angesagt. Wer nicht an drei bis vier Baustellen gleichzeitig arbeitet, fällt in der Regel ziemlich schnell auf, und mit dem Argument »Ich plane doch schon für die nächste Ausgabe!« braucht man gar nicht erst kommen. Am Dienstag wird hier nicht an die Zukunft gedacht.
Eine Kleinigkeit geschah an diesem für unsere Verhältnisse relativ ruhigen Dienstag doch noch. Für die Lage in Nordafrika wird das vermutlich keine Konsequenzen haben. Aber das ist eine andere Geschichte.