Das Militär und die arabische Revolte

Rebellen in Uniform

Das Militär und die arabische Revolte.

An modernem Kriegsgerät mangelt es den arabischen Diktatoren und Autokraten nicht, sie gehören zu den besten Kunden der Rüstungsindus­trie. Manch einer von ihnen wird sich nun wohl wünschen, dass die Entwicklung von Kampfrobotern schon weiter vorangeschritten wäre, denn bislang müssen die Waffensysteme noch von Menschen bedient werden, auf deren Gehorsam man sich nicht verlassen kann.
In Ländern wie Syrien, dem Iran und Saudi-Arabien, wo die Bevölkerung befürchten muss, dass die Herrschenden mit der gleichen Rücksichtslosigkeit wie Muammar al-Gaddafi das Militär gegen die Protestbewegung einsetzen, dürfte man daher die Ereignisse in Libyen mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgen. Die Revolution kann auch zu einem Krieg eskalieren, diese Gefahr mag viele Oppositionelle ängstigen. Doch es gibt auch eine gute Nachricht.
Ein Diktator, der das Militär auf Demonstranten schießen lässt, muss damit rechnen, dass Soldaten und Offiziere ihm davonlaufen. In der Vergangenheit dauerte es meist mehrere Kriegsjahre, bis die militärische Disziplin zusammenbrach, doch Gaddafi verlor die Loyalität der meisten Militärs binnen weniger Tage. Sein Sturz ist nur eine Frage der Zeit, auch einen Krieg können die Revolutionäre also gewinnen.
Das ist auch eine Botschaft an die Diktatoren. Als der syrische Militärherrscher Hafez al-Assad 1982 im Kampf gegen eine Revolte der Muslimbruderschaft die Stadt Hama mit schweren Waffen beschießen und Zehntausende Zivilisten töten ließ, gab es keine Probleme mit der militärischen Disziplin. Doch sein Sohn Bashar al-Assad kann sich nicht mehr darauf verlassen, dass seine Truppen dem Befehl, auf Protestierende zu schießen, gehorchen werden. Überdies kann ein Diktator, der den rechten Moment für den Rückzug versäumt, nicht damit rechnen, einen geruhsamen Lebensabend an einem sonnigen Ort am Roten Meer zu verbringen.