Trinkt trotzdem!

Der letzte linke Student genügt sich nicht selbst. Er genügt auch niemandem sonst. Der letzte linke Student ist einfach zu wenig. Er ist zu wenig: für den kommenden Aufstand. Er ist zu wenig: für die Revolution. Er ist zu wenig: für eine ordentliche Demo. Er ist zu wenig: für die neue schönste Studentin. Wo er auch ist: es ist immer noch viel Platz für andere dort. Der letzte linke Student ist nämlich: ein Loser.
Doch wie kann das sein? Ist der letzte linke Student nicht die Hoffnung der Welt? Trägt er nicht das Erbe von Lenin und Mao, Adorno und Wittgenstein durch finstere Zeiten? Ist er nicht der Fels in der Brandung, an dem sich das Meer der Welt nur brechen, den es aber nicht wegschieben kann? Ist der letzte linke Student nicht der erste Grundstein für das Haus der Revolution? Ja, das alles ist der letzte linke Student. Zweifelsohne! Aber: er ist auch der, den die Welt missachtet. Eben: hat der Professor seinen Einwurf ignoriert. Gestern: hat die Studentenzeitung seinen Artikel abgelehnt. Vorgestern: hatte der Spätkauf schon zu. Das alles heißt: viel Ruhm, keine Freude. Und warum ist das so? Nun, der letzte linke Student ist einfach allein. Ganzganz: allein. Daher: muss der letzte linke Student nun auch allein in seiner Stube hocken. Daher: muss er Rotwein trinken. Obwohl: Alkohol konterrevolutionär ist. Denn: schon Gorbatschow wollte den Alkohol verbieten. Doch hat der Verräter: ihn wieder eingeführt. Und somit: die UdSSR kaputtgemacht. Nun macht sich der letzte linke Student kaputt. Mit Rotwein. Weil keiner ihm dankt. Und auch wir sollten uns schämen, dem letzten linken Studenten nicht mal richtig laut gesagt zu haben, wie sehr wir ihn verehren!