Kein Axe-Effekt

Markus Lanz, der legendär profillose Dauertalker, sagt über seinen RTL-Kollegen Hinrich Lührssen: »Ein legendärer Reporter – einer der besten Deutschlands.« Legendär, das sind für jemanden wie Lanz aber auch Typen wie Mario Barth. Auf dessen Witzniveau ist über große Strecken dann auch der Streifzug durch die Verbraucherwelt von Hinrich Lührssen mit dem Titel »25 Prozent auf alles ohne Stecker – Werbung beim Wort genommen«. Womit schon der Haupteinwand gegen dieses Büchlein formuliert wäre, nämlich sein doch ziemlich nervtötender Hang zu brüllender Situationskomik. Lührssen begibt sich gemäß seines selbstgestellten Auftrags, Werbeversprechen wörtlich zu nehmen, z.B. an die Wursttheke, um zu sehen, ob man, wie es eine Lebensmittelkette verspricht, exakt 262 Gramm Aufschnitt bekommen kann. Diese Selbstversuche eines tapferen und bauernschlauen Kämpfers gegen die Verarschung durch die Werbeindus­trie in Kaufhäusern, Heimwerkermärkten oder Autohäusern werden seitenweise ausgewalzt, und Lührssen gibt sich bei der Beschreibung seiner Erlebnisse immer alle erdenk­liche Mühe, möglichst witzig zu klingen. Zwischendrin erfährt man aber auch allerlei Wissenswertes über Kundenverarsche aller Art. Und einiges davon erweist sich dann schon als ziemlich brauchbar. Was bedeutet beim Fischkauf eigentlich das Wort »fangfrisch«? Natürlich nichts. Die Grunderkenntnis dieses Buches ist dennoch ein wenig mager: Werbung ist nicht so recht zu trauen.
Hinrich Lührssen: 25 Prozent auf alles ohne Stecker. ­Rowohlt, Hamburg 2011, 235 Seiten, 8,99 Euro