»Wir treten höflich auf«

Seit kurzem patrouillieren im Berliner Bezirk Neukölln die »Roten Teufel«. Im Auftrag des Unternehmens »Europäisches Integrationszentrum« (EIZ) und finanziert vom Jobcenter, soll die mit roten Jacken und Mützen bekleidete Truppe, für die Hartz-IV-Empfänger angeworben wurden, als »Kiezstreife« für Sicherheit sorgen. Ein interessierter Arbeitsloser ruft im EIZ an.

Ich finde es gut, dass die »Roten Teufel« in Neukölln was tun, gerade jetzt, wo sogar Kinderwagen angezündet werden. Ich bin arbeitslos. Kann ich vielleicht bei den »Roten Teufeln« anfangen?
Ich muss Ihnen leider sagen: Die Maßnahme ist schon voll. Aber Sie könnten ehrenamtlich mitmachen.
Ich habe mir sowieso gedacht, dass ich vielleicht zuerst ein Praktikum mache.
Ist Ihnen klar, dass Sie dann in einem Sicherheitsdienst arbeiten?
Ja, sicher.
Sie müssten also ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen. Da dürfen keine aktuellen Strafen drinstehen.
Ja, das müsste klappen. Ist ja schon alles verjährt und länger her.
Gut, sollte das Führungszeugnis einwandfrei sein, bräuchten wir noch einen Lebenslauf und ein Anschreiben, in dem Sie sich als Praktikant für den Bereich Sicherheit bewerben.
Bereich Sicherheit – das will ich auf jeden Fall machen. Ich bin nicht der Kleinste und kenne mich aus mit Kampfsport. Und ich weiß, was abgeht auf der Straße.
Es geht nicht darum, den Leuten eine reinzuhauen und zu sagen: Jetzt ist tutti. Wir treten höflich auf und sagen zum Beispiel: Könnten Sie bitte aufhören, diesen Mann zu schikanieren? Wir gehen nicht mit Gewalt vor, sondern mit Worten, und bleiben höflich.
Höflich kann ich auch sein. Es ist aber wichtig, dass man eine gewisse Erscheinung hat.
Genau. Man sollte ein gepflegtes Äußeres haben.
Habe ich. Wie sind denn die Arbeitszeiten?
Wir arbeiten ab nächste Woche in Schichtarbeit, das heißt vormittags und nachmittags.
Die Kinderwagen werden doch nachts angezündet.
Aber wir dürfen nur bis 22 Uhr arbeiten, von Montag bis Samstag.
Na gut. Nachtschicht muss ja nicht sein.
Als Praktikant können Sie aber auf jeden Fall beide Gruppen kennenlernen, vormittags und nachmittags.
Das klingt gut.
Dann bringen Sie doch Ihre Unterlagen einfach vorbei. Und sagen Sie Ihrem Sachbearbeiter im Jobcenter, dass Sie ein Praktikum machen wollen.