»Der Dönerverkäufer neigt zum Hamstern«

»Ausnahmezustand in Grenznähe!« Unter dieser Schlagzeile berichtete die Bild-Zeitung in den vergangenen Tagen über Polen und Letten, die in ostdeutschen Supermärkten Zucker in großen Mengen gekauft haben sollen. Da ein Kilogramm Zucker in Deutschland etwa 65 Cent, in Polen jedoch etwa 1,50 Euro und in Lettland ungefähr einen Euro kostet, vermutete das Blatt hinter den Einkäufen einen »Zucker-Zocker-Tourismus«. Fallen auch in Berlin hamsternde Polen und Letten ein? Geht der Zucker bald aus? Eine Mitarbeiterin eines Discounters an der Hasenheide in Kreuzberg gibt Auskunft.

Sind in jüngster Zeit polnisch oder lettisch sprechende Kunden mit Lastwagen vorgefahren, um Ihre Zuckerbestände aufzukaufen?

Nein, das ist nicht passiert. Außerdem haben wir hier ja auch nur zwei kleine PKW-Stellplätze vor der Tür. Da passt gar kein Laster hin.

Der Zuckerabsatz ist also nicht sprunghaft angestiegen und die Versorgung ist weiterhin gewährleistet?

Da ist alles normal.

In anderen Filialen soll Zucker nur noch in haushaltsüblichen Mengen verkauft werden.

Ja, das ist eine offizielle Anweisung, die gerade rumgeht. Aber hier gibt es keinen entsprechenden Aushang oder Ähnliches.

Rationieren Sie den Zucker nicht?

Nein. Das war bis jetzt auch nicht nötig.

Kommt es bei Ihnen überhaupt vor, dass Waren in auffällig großen Mengen gekauft werden?

Ja, das kommt schon vor. Dann machen die Kunden eben ihren Einkaufswagen mit Zucker, Salz oder Speiseöl voll.

Und das sind dann keine Polen oder Letten?

Meiner Erfahrung nach nicht.

Wer kauft denn auf Vorrat?

Ich sag’ mal: Der Dönerverkäufer neigt eher zum Hamstern. Beziehungsweise: Leute, die einen Imbiss betreiben, decken sich bei uns mit Sachen ein. So sparen sie sich die Fahrt zum Großhandel. Preislich bleibt sich das gleich.

Geschäft ist doch Geschäft. Was wäre denn so schlimm daran, wenn jemand eine Palette Zucker auf einmal kaufen wollen würde, um ihn anderswo weiterzuverkaufen?

Uns geht es darum, unsere Kunden mit qualitativ hochwertigen Waren zu versorgen. Wir haben aber nichts davon, wenn solche Käufer mit unseren Waren ein Geschäft machen und deshalb die Regale leerkaufen.