Führt!

Der letzte linke Student erlaubt sich etwas. Und was erlaubt sich der letzte linke Student? Er erlaubt sich eine Meinung. Eine Meinung: das ist, bis zur Revolution, die einzige Waffe der Linken. Die Meinung: kann einem niemand nehmen. Eine Meinung: hat man immer nur für sich. Die Meinung: ist das Eigent­liche im Eigenen. Denn: die Meinung ist frei, niemand kann sie verbieten. So heißt es schon im Volkslied. Und ist somit also: Grundwissen von der Basis aller linker Politik.
Welche Meinung aber hat der letzte linke Student? Der letzte linke Student meint: »Die Revolution ist in den meisten Ländern gescheitert. Aber in einigen gelingt sie auch. Und warum gelingt sie dort? Weil ein starker Mann an der Spitze steht. Daher sollte auch in unserem Land ein starker Mann an der Spitze stehen. Dann wäre es auch hier Zeit für die Revolution. Und sie würde endlich gelingen. Und nicht scheitern wie ’89.« Das schreibt der letzte linke Student in sein besonderes Notizbuch. Allerdings: wo ist der starke Mann, der die Revolution in unserem Land führen kann? Der letzte linke Student weiß es. Aber: der letzte linke Student ist eben der letzte linke Student und nicht der erste linke Student. Er ist einfach: ganz allein. Nicht einmal: eine Partei steht hinter ihm. Ja, nicht einmal: die neue schönste Studentin steht hinter ihm.
Daher: kann der letzte linke Student nicht der Revolutionsführer werden. Obschon: er ein guter Revolutionsführer wäre. Denn: der letzte linke Student ist ein starker Mann. Er würde: mit harter Hand führen. Gerecht: aber hart! Nur: geht es eben nicht. Das allerdings heißt: noch wird es nichts mit der Revolution. Das wiederum: ist sehr traurig. Und auch wir sollten weinen, denn niemand erlöst uns!