»Als kleine Entschädigung«

Am Montag legte ein Brandanschlag auf eine Kabelbrücke in Berlin den Bahnverkehr in den östlichen Teilen der Stadt lahm, auch das Mobilfunknetz der Firma Vodafone fiel für mehrere Stunden aus. »Wir gehen in Streik und sabotieren den zerstörerischen Trott!« Mit diesen und weiteren Worten bekannte sich eine Gruppe namens »Das Grollen des Eyjafjallajökull« in einem Schreiben zu der Tat, das unter dem Titel »Kurz.Schluss« im Internet zu finden ist. Seither wird nicht nur in linken Internetforen rege diskutiert: Nützt der Anschlag dem Repressionsapparat oder der Revolution? Und vor allem: Wer hat den Schaden, das Kapital oder die Lohnarbeiterinnen und Lohnarbeiter, die zeitweise ohne S-Bahn und Mobiltelefone auskommen mussten? Unser Redakteur, als Kunde von Vodafone selbst von den Auswirkungen des Anschlags betroffen, hat bei der Kundenhotline des Unternehmens nachgefragt.

Guten Tag, mein Name ist Markus Ströhlein. Ich wohne in Berlin. Mein Mobiltelefon hatte gestern vormittag mehrere Stunden lang keinen Empfang. Lag das vielleicht an dem Anschlag auf eine Kabelanlage hier in Berlin?
Es gab einen Brand in einem Knotenpunkt, von dem sowohl der Festnetz- als auch der Mobilfunkbereich von Vodafone betroffen war. Deswegen kam es im Großraum Berlin und Brandenburg zu Einschränkungen.
Ich konnte in der Zeit nicht angerufen werden und auch nicht selbst telefonieren. Das war für mich äußerst unpraktisch, ich bin Journalist. Kann ich da auf eine Entschädigung hoffen oder habe ich am Ende selbst den durch den Anschlag verursachten Schaden zu tragen?
Da müsste ich mich erst einmal schlau machen. Bei Feuer handelt es sich ja auch um eine höhere Gewalt. Kleinen Moment bitte, ich erkundige mich bei meinen Kollegen!
(Warteschleifenmusik)
Herr Ströhlein, sind Sie noch dran?
Ja, bin ich.
Schön, dass Sie gewartet haben.
Kein Problem.
Also, ich hätte folgendes Angebot für Sie: Wir könnten Ihnen entweder die Vertragskosten für den Montag erlassen oder Ihnen als kleine Entschädigung einen USB-Stick zuschicken. Der hat acht Gigabyte.
Ach, das klingt ja gut. Dann nehme ich den USB-Stick. Da lohnt sich der Anschlag für mich ja fast schon!
Wie gesagt, ich schicke Ihnen unser kleines Präsent zu.
Ja, vielen Dank! Hat mich gefreut!
Okay. Dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag!