Was kümmert mich der Dax

Papageien investieren besser

Skrontro – das klingt wie eine Hautkrankheit. Es handelt sich jedoch um das Orderbuch eines Börsenhändlers. Es ist eigentlich kein richtiges Buch, sondern ein elektronisches Verzeichnis seiner Aufträge, doch immerhin gibt es leibhaftige Skrontroführer, deren Herumbrüllen auf dem Parkett der Börse man, je nach Sicht der Dinge, als Beweis für die Dynamik der Marktwirtschaft oder für die Erkenntnis werten kann, dass der Kapitalismus ein Veranstaltung für Irrsinnige ist. Aber die Skrontroführer brüllen zu langsam, Computer erledigen den Job effizienter. Die Parketthändler waren in den vergangenen Jahren eher Statisten, nur noch drei Prozent der Geschäfte werden auf diese Weise abgewickelt. »Der Saal ist gewissermaßen eine Kulisse. Die Händler könnten auch in Büros sitzen«, erläutert Andreas von Brevern, der Sprecher der Frankfurter Börse. Seit Montag werden die Skrontroführer dort »Xetra-Spezialisten« genannt, weil sie mit dem elektronischen Handelssystem Xetra arbeiten. Aber niemand soll bei den Börsennachrichten einen leeren Saal sehen. »Um das Bild zu wahren, hat die Deutsche Börse den Spezialisten eine Anwesenheitspflicht auferlegt«, berichtet die Financial Times Deutschland.
Es mag herzlos erscheinen, eine weitere Domäne männlicher Selbstbehauptung Computern zu überlassen, und man hätte den Skrontroführern einen etwas prestigeträchtigeren Titel, etwa »Xetra-Masters« oder »X-Imperators«, gönnen sollen. Trotzdem handelt es sich um eine wegweisende Entscheidung, denn in der kapitalistischen Politik geht es darum, die Balance zwischen ökonomischer Effizienz und patriarchalen Bedürfnissen zu halten. Dass Männer schlecht fürs Geschäft sind, weiß man seit langem. Einen der zahlreichen Beweise erbrachte Ddalgi, der bei einem vom Börseninformationsdienst Paxnet veranstalteten Investmentwettbewerb mit einem Gewinn von 13,7 Prozent den dritten Platz belegte, indem er die richtigen Aktien herauspickte. Ddalgi war der einzige Papagei unter den zwölf Teilnehmern. Auch Frauen können es besser. Als der Playboy einige seiner Models um Anlagetipps bat, schlug Amy Sue Cooper mit 32 Prozent Kursgewinn den besten US-Investmentfonds. Eine Papageienquote scheint wünschenswert, doch leider können die gefiederten Analysten keine Computertastatur bedienen. Die derzeit zur Steigerung der ökonomischen Effizienz oft empfohlene Frauenquote kommt, wie die nach der Verhaftung Dominique Strauss-Kahns bekannt gewordenen Fakten vermuten lassen, der Einladung in einen Raubtierkäfig gleich. Die Arbeit Computern zu überlassen und die Männer als Dekoration zu verwenden, wäre die bessere Lösung. Vielerorts wird das ohne Aufsehen bereits praktiziert. Der einzige Nachteil ist, dass manche dieser Männer, wie Thilo Sarrazin, die Zeit nutzen, um ein Buch zu schreiben.