Stiften muss sich wieder lohnen

»Ich glaube an die Deutsche Bank, denn die zahlt aus in bar«, sang bereits Marius Müller-Westernhagen. An deutschen Universitäten nimmt man wohl auch Schecks. Drei Millionen Euro pro Jahr zahlt die Deutsche Bank für zwei Stiftungsprofessuren an die Humboldt-Universität und die TU Berlin. Man nennt das »Corporate Social Responsibility«, die Deutsche Bank hat dafür im vorigen Jahr knapp 100 Millionen Euro ausgegeben. Der Vorstandsvorsitzende Josef Ackermann gibt allerdings zu, dass es sich um »Investitionen in unsere eigene Zukunft« handelt. Man muss sich also nicht wundern, dass die Deutsche Bank Bedingungen stellte. Über die Forschungsarbeit befindet ein Komitee, das paritätisch mit Professoren und Bankern besetzt ist. Sollten die Professoren sich erdreisten, zu widersprechen, entscheidet der »Managing Director« von der Deutschen Bank, die auch vor jeder Veröffentlichung ihre Genehmigung erteilen muss. Ihre Mitarbeiter sollen »Lehraufträge erhalten und zu Prüfungen herangezogen werden können«, das garantieren die Universitäten allerdings nur »im Rahmen ihrer rechtlichen Möglichkeiten«. Dass ein Gesetzesbruch explizit ausgeschlossen werden muss, lässt ahnen, wie es beim Sponsoring zugeht. Selbstverständlich sollte das Arrangement diskret behandelt werden, doch Peter Grottian, der letzte linke Professor, hat den Vertrag veröffentlicht.
Wie sich die Einflussnahme konkret auswirkt, soll geheim bleiben. Es wäre wohl auch unklug, die Prüfungsfrage zu stellen: »Begründen Sie, warum Josef Ackermann der bedeutendste Manager unserer Epoche ist.« Dass man dem Chef schmeicheln muss, wenn man weiterkommen will, lernen die jungen Leute auch so. In ihrem Rechenschaftsbericht über »Corporate Social Responsi­bility« bekennt die Deutsche Bank jedoch, dass die »Wissenschaftsförderung« auf eine »zunehmende Vernetzung von wissenschaftlicher Theorie und unternehmerischer Praxis abzielt«. Man hat geahnt, dass Kapitalismuskritik nicht als förderungswürdig betrachtet wird. Zur Bekämpfung linker Wirtschaftsforschung wäre das Engagement allerdings auch überflüssig, die gibt es an den deutschen Universitäten ohnehin nicht. Da aber immer noch einige Parlamentarier den Bedürfnissen der Deutschen Bank keine ausreichende Beachtung schenken, muss die »Wissenschaftsförderung« Abhilfe schaffen. Der Stiftungsfonds Deutsche Bank unterstützt das »House of Finance« der Goethe-Universität Frankfurt, deren Honorarprofessor Ackermann seit 2008 ist. Es soll »als eine führende Weiterbildungseinrichtung« unter anderem »seine Position als gefragter Rat- und Impulsgeber für deutsche und europäische Gesetzgeber, Regulierungsbehörden und Finanzindustrie weiter ausbauen«. Und wenn die Impulse nicht genügen, kann man ja immer noch in bar auszahlen.