Small Talk

»Wer lesen kann, ist klar im Vorteil«

Über zehn Menschen sind bisher an den Folgen einer Darminfektion mit enterohämorrhagischer Escherichia coli (EHEC) gestorben. Die Erkrankung breitet sich hauptsächlich in Norddeutschland aus, in den Bundesländern Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Bremen und Nordrhein-Westfalen gab es die Todesfälle. Vermutungen deutscher Behörden zufolge kam der Erreger auf importierten Gurken aus Spanien nach Deutschland. Spanische Landwirte beklagen wegen der Einfuhrbeschränkungen, die manche Länder mittlerweile verhängt haben, Umsatzeinbußen von sechs bis acht Millionen Euro am Tag. Spanien prüft Schadenersatzansprüche, die sich unter Umständen aus den Beschränkungen ergeben. Auch in Deutschland schlägt sich die Epidemie im Geschäft nieder, wie ein Kreuzberger Gemüsehändler berichtet.

Haben Sie heute schon Gurken verkauft?
Ja, ein paar haben wir schon verkauft.
Genauso viele wie an einem Tag vor dem Ausbruch der EHEC-Epidemie?
Nein, da muss man ganz klar sagen: Das macht sich schon deutlich bemerkbar. Die Leute sind sehr zögerlich und verunsichert.
Müssen sie das bei Ihren Gurken sein?
Nein, wir haben hier nur Bio-Gurken, die nicht aus Spanien kommen. Das steht hier ja auch, dass wir nur regionale Produkte anbieten. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.
Und trotzdem kaufen die Leute keine Gurken?
Genau. Die lesen die Horrormeldungen und kaufen dann zur Sicherheit lieber gar keine Gurken. Kann ich auch verstehen, auf Gurken kann man mal verzichten, ist ja kein Grundnahrungsmittel, da verhungert man nicht.
Und wie wirkt sich das auf den Umsatz aus?
Naja, wir leben ja nicht nur vom Gurkenverkauf. Und ich hoffe, dass diese Seuche bald vorbei ist. Dann legt sich die Aufregung wieder.
Die Stadt Berlin setzt Lebensmittelkontrolleure ein, die bei Gemüsehändlern und in der Gastronomie Gurken auf ihre Herkunft überprüfen. Sind Sie schon kontrolliert worden?
Bis jetzt nicht. Aber wir sind ja eh auf der sicheren Seite.
Denken Sie, die Kontrollen verringern die Verbreitung des Erregers?
Wenn die Stadt genügend Leute einsetzt und das ganz genau macht, ist das eine gute Sache. Das ist ja immerhin eine tödliche Krankheit. Die will man sich nicht einfangen. Da soll das Gesundheitsamt mal ordentlich prüfen.