Märchen für Cyborgs

Was will Janine Rostron aka Planningtorock? Auf jeden Fall möchte sie die Phantasie anregen. Und sie will Grenzen verwischen zwischen musikalischen Genres. Mit Rock, wie ihr Künstlername vermuten ließe, hatte bereits ihr bemerkenswert experimentelles Album »Have It All« aus dem Jahr 2006 nur am Rande zu tun. Eingespielt hatte Rostron die Platte mit einem Vierspurgerät, Powerbook und Keyboards. Taylor Savvy und Mocky hatten Bass- und Schlagzeug­sounds für sie produziert.
Mit Rock hat auch »W«, das neue Album der in Berlin lebenden Nordengländerin, relativ ­wenig zu tun. Zwar kennt »W« einige hochenergetische (Rave-)Momente. Doch sitzt das Rockige meist an den Rändern dieser Musik. Twang-­Gitarre und das von Pat Mahoney gespielte Schlagzeug sind gewissermaßen devote Beigaben einer wahrhaft überwältigenden Echolot-Hall-Landschaft, in der die ins Androgyne gepitchte Stimme Rostrons, synthetische Saxophone und Pizzicato-Streicher (der gelernten Violinistin) pathetisch-düstere Science-Fiction-Märchen für erwachsene Cyborgs zu erzählen scheinen.
James Murphy, Kopf von LCD Soundsystem und Mitbetreiber des New Yorker DFA-Labels, soll Nostron angeblich bekniet haben, das Album »W« auf seinem Label zu veröffentlichen. Seine E-Mails: Liebeserklärungen an ihre irritierend-tollen Performances und die Musik. Wie auch immer. Rostron hat bei DFA unterschrieben. Eine schöne Verbindung.

Planningtorock: W (DFA Records/Cooperative ­Music/Universal)