Berliner Schüler sollen über »Lesbische und schwule Lebensweisen« aufgeklärt werden

Ein Fall für den Zensor

Mit der Broschüre »Lesbische und schwule Lebensweisen« verrät die Berliner Senatsverwaltung mehr über sich selbst als über das Leben von Homosexuellen.

Die Berliner Boulevardzeitung BZ hat sich jüngst im Namen von Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) für eine Reihe sexualkundlicher »Aufklärungsmaterialien« entschuldigt, die auf der Website von Zöllners eigener Behörde abrufbar sind. Das Informationsmaterial ist als »Anregung für den fächerübergreifenden Unterricht in der Sekundarstufe I und II« gedacht und nach Meinung der BZ geeignet, »Minderjährige« zu »Sex-Spielen im Unterricht« zu animieren. Unter anderem werden darin Gruppenspiele vorgestellt, in denen Begriffe wie »Selbstbefriedigung« und »Orgasmus« von den Schülern pantomimisch dargestellt werden sollen. Zöllner ließ umgehend verlauten, seiner Senatsverwaltung sei unbekannt gewesen, dass sich solche Materialien auf ihrer Internetseite befinden, und erklärte glaubhaft: »Wir kannten diese Aufklärungsspiele bislang nicht.«
Eine genaue Betrachtung der »Handreichung« liefert tatsächlich genügend Gründe, um das Elaborat aus dem Verkehr zu ziehen. Zu den »Unterrichtsbeispielen«, die den Zöglingen Toleranz gegenüber homosexuellen Lebensweisen beibringen sollen, gehört ein Stuhlkreisspiel, bei dem ein Schüler in der Mitte steht und die nach sexuellen Orientierungen aufgeteilten Klassenkameraden mit Parolen wie »Alle Lesben stehen auf« in Bewegung hält. Dazu heißt es: »Durch die Zuordnung z.B. von Jungen zum Begriff lesbisch oder Mädchen zum Begriff schwul ensteht ein Verfremdungseffekt, der auch viel Spaß macht.« Eine Kopiervorlage zum Thema »Warum werden manche Menschen homosexuell?« bietet als Antworten, die mit einer Skala von »stimme überhaupt nicht zu« bis »stimme vollkommen zu« bewertet werden können, folgendes an: »Frauen werden lesbisch, weil sie von Männern enttäuscht wurden«, und »Schwule wurden als Jungen zu stark verwöhnt«. Als »weiterführende Varianten« werden vorgeschlagen: »Man wird schwul, weil man als kleiner Junge von erwachsenen Männern verführt wurde«, sowie »Lesben mussten in ihrer Kindheit für ihren Vater den Sohnersatz spielen«.
Wer glaubt, der Zweck dieser Liste bestehe darin, dass alle Schüler überall »stimme überhaupt nicht zu« ankreuzen, ist wohl zu optimistisch. Auch die übrigen »Unterrichtsvorschläge« laufen nämlich darauf hinaus, Homosexualität nicht etwa als Selbstverständlichkeit, sondern als Problem darzustellen, das freilich ähnlich wie körperliche und geistige Behinderung von der pluralistischen Mehrheitsgesellschaft »reflektiert« und »toleriert« werden müsse. Schwule und Lesben sind anders, und das ist auch gut so. Deshalb sollen Schüler »homosexuelles« und »heterosexuelles Freizeitverhalten« unterscheiden und »Homophobie« als »irrationale Angst vor homosexuellen Menschen« verstehen lernen, die offenbar von rationaler Angst vor homosexuellen Menschen zu unterscheiden ist. Wem das nicht reicht, der kann beim gemeinsamen »Statuenbau« lernen, dass auch Mädchen »Herren« sein können: »Eine/einer ist Bauherrin/Bauherr, die anderen sind ›Bausteine‹. Die Bausteine müssen den Anweisungen des Bauherrn/der Bauherrin folgen.« Weiterführende Variante: »Es gibt mehrere Bauherrinnen/Bauherrn, oder die ›Bausteine‹ haben ein Mitspracherecht.« Keine Frage, das Ding gehört verboten, und zwar sofort.