Touristen können nicht radfahren!

Ich fahre in Berlin Fahrrad wie ein Irrer. Rote Ampeln gelten für mich nicht. Ich will von A nach B, und das möglichst zügig. Früher einmal war das in Berlin möglich.
Derzeit aber gibt es eine Debatte um Fahrradfahrer wie mich. Unsinnige Bücher mit Titeln wie »Neben der Spur. Das Fahrradhasserbuch« erscheinen, und man gilt darin per se als Rowdy auf zwei Rädern.
Dabei bin ich nicht das Problem. Das Problem sind die anderen. Die ganzen Neuberliner und Touristen, die meinen, sie müssten in Berlin jetzt auch Fahrrad fahren.
Dabei haben all die Londoner und New Yorker daheim einfach nicht gelernt, in der Großstadt Fahrrad zu fahren. Für sie ist Berlin ein gemütliches Dorf, in dem man in aller Gemütlichkeit herumzuckelt, in die Gegend schaut und dazu noch ein Bier trinkt.
Auch eine Plage sind diese geführten »Berlin on Bike«-Touren. Kommen einem diese in die Quere, gibt es überhaupt kein Weiterkommen mehr. Rudelartig durchpflügen sie die Stadt, und wenn man an so einer Fahrradfahrertraube vorbeikommen möchte, muss man dauernd Angst haben, dass einer dieser Radler einen Schwenk macht, weil er gerade so elektrisiert davon ist, einen schlechten Straßenmusiker entdeckt zu haben.
Entweder die Berlin-Touristen lernen jetzt endlich, Fahrrad zu fahren, oder sie gehen einfach wieder zu Fuß. Aber bitte auf dem Fußweg.

Annette Zoch: Neben der Spur. Das Fahrradhasserbuch,
Sanssouci, München 2011,
96 Seiten, 9,90 Euro