Hausangestellte in Singapur sollen einen freien Tag in der Woche bekommen

You maid. My day

Nachdem die Uno mehr Rechte für Hausangestellte gefordert hat, wird nun auch in Singapur diskutiert, ob Dienstmädchen einen freien Tag in der Woche bekommen sollen.
Von

Kleinanzeigen, in denen für neue Frauen aus Myanmar, die derzeit billigsten, geworben wird, finden sich täglich in den Zeitungen Singapurs. Dabei fehlt selten der Vermerk: »No off day!« Dies oder auch »no rest day« bedeutet, dass die Hausangestellten, die in der Wohnung ihres Arbeitgebers leben und rund um die Uhr verfügbar sind, nicht einen freien Tag in der Woche haben. Doch möglicherweise wird sich diese in Singapur übliche Praxis bald ändern.
Nachdem vor zwei Wochen die zur Uno gehörende Internationale Arbeitsorganisation (ILO) eine Konvention verabschiedet hat, in der Mindestlöhne, feste Arbeitszeiten und Ferienregelungen für die weltweit rund 100 Millionen vorwiegend weiblichen Hausangestellten gefordert werden, hat nun auch in Singapur eine Debatte darüber eingesetzt, ob man den domestic helpers nicht zumindest einen gesetzlich festgelegten freien Tag in der Woche gewähren solle. Singapur hatte sich zwar, wie 63 andere Staaten, bei der ILO-Abstimmung enthalten, doch sowohl Halimah Yacob, die Ministerin für community development, als auch die acht führenden Vermittlungsagenturen für Hausmädchen haben angedeutet, dass man sich wohl nicht dauerhaft gegen den weltweiten Trend stellen könne.

Weniger allerdings aus humanitärer Einsicht, sondern weil es bereits jetzt schwer sei, genügend Frauen zu finden, um die enorme Nachfrage zu stillen. Arbeitgeber müssen meist ein bis drei Monate warten, bevor die Agenturen eine Arbeitskraft für sie gefunden haben. Die internationale Konkurrenz sei einfach zu groß, klagen die Agenturen. In Hongkong und Taiwan etwa sei es normal, dass Haushaltshilfen vier freie Tage im Monat haben. Immer weniger arbeitswillige Frauen kämen daher nach Singapur. Hier haben etwa die Hälfte der Dienstmädchen nicht einen einzigen Tag im Monat frei. Üblich ist, dass jene, die gar keinen »off day« haben, elf bis 28 Euro im Monat zusätzlich bekommen.
Die Bezahlung ist ohnehin erbärmlich. Die Hausmädchen erhalten neben Kost und Logis zwischen 112 und 200 Euro im Monat für einen Job, zu dem Putzen, Kochen, Einkaufen und die Kinderbetreuung gehören. Arbeitskräfte aus Sri Lanka, Indonesien und neuerdings vor allem aus Myanmar sind die billigsten, Philippinas die teuersten, angeblich weil sie das beste Englisch sprechen. Zum kargen Lohn kommt noch das Flug­ticket für eine Heimreise im Jahr dazu, das ebenfalls vom Arbeitgeber bezahlt wird. Die Fluggesellschaften bieten dafür spezielle Billig­tarife an.
In Singapur, einem Stadtstaat mit gerade einmal gut fünf Millionen Einwohnern, gibt es etwa 201 000 Dienstmädchen. Das bedeutet, dass bei jeder sechsten Familie eine solche Haushaltshilfe wohnt. Rund 60 Frauen quittieren jeden Monat ihren Dienst, die meisten von ihnen hatten nicht einen Tag frei, auch dies gilt nun als Argument für den »off day«.
Entsprechend bedeutsam ist die nun laufende Diskussion. Die Gegner des »off day« haben ein ihnen offenbar völlig logisch erscheinendes Argument. Die Tageszeitung The Strait Times zitiert den Chef einer Vermittlungsagentur, der einen freien Tag für »wenig praktikabel« hält: »Immerhin arbeiten die Arbeitgeber selbst an den Werktagen, am Sonntag möchten sie entspannen, anstatt dann auch noch die Hausarbeit zu verrichten.« Höchst ungern würden sie für den Sonntag eine weitere Teilzeitkraft einstellen.

Nicht wenige Singapurer haben selbst nur einen »off day« in der Woche. Ministerin Halimah Yacob hat deshalb erklärt, der freie Tag müsse ja nicht zwangsläufig ein Sonntag sein und es sei auch denkbar, dass in den Fällen, in denen es »nicht möglich« sei, einen freien Tag zu gewähren, eine finanzielle Kompensationen gezahlt werde. Die Regierung will sich nun mit Arbeitgebern, Agenturen und NGO beraten. Die Debatte hat gerade erst begonnen, die Hausangestellten haben dabei allerdings keine eigene Interessenvertretung.