Unter der Energiedusche

Punk, Indie, Hardcore, das alles ist nichts, was man heute noch braucht. Überhaupt Gitarrenmusik! Kann man eigentlich abschaffen. Da geht fast gar nichts mehr außer dem Immergleichen. Umso erstaunlicher ist jetzt diese Platte von Fucked Up, einer Band aus Toronto, die Punk, Indie und Hardcore verknüpft, im Grunde eine simple Gitarrenband und trotzdem großartig ist. Ihr neues Werk heißt »David comes to life« und soll eine Rockoper sein, bei der es um Thatcherismus oder so etwas gehen soll. Klingt schlimm, und man denkt schon an den Unfall namens »Tommy« von The Who oder an ähnlichen Quatsch. Aber auf »David comes to life« wird es glücklicherweise an keiner Stelle unnötig bedeutungsschwer oder kulturbeflissen. Man kann die Gattungsbezeichnung »Oper« also getrost wieder vergessen. Der dicke und bärtige Sänger der Band, Damian Abraham, schreit sich einfach durch 70 Minuten melodiösen Punk, der das Gefühl für die großen Popmomente von den Pixies und die aggressive Wuchtigkeit von At The Drive In hat. Wer diese Platte hört, der braucht kein Koffein mehr, außerdem verwandelt sie schlechte Laune schlagartig in gute. Die Platte ist damit mindestens so wertvoll für das geistige Wohlbefinden wie sich frisch zu verlieben. Es gibt keine Höhe- oder Tiefpunkte auf dieser Platte, kein Song klingt großartig anders als der Song davor. Man bekommt vielmehr eine Dauerdusche emotionaler Energie, das ist alles, und das reicht völlig. Bitte gleich neben »Zen Arcade« von Hüsker Dü einsortieren.

Fucked Up: David Comes To Life (Matador)