Zwiegespräch mit Gott über den Papst-Besuch in Berlin

Zwiegespräche mit Gott – heute: Groundhopping

Der Papst tritt im Olympia-Stadion auf. Was hält Gott davon?
Von

A: Na Gott.
G: Na.
A: Na, schon ’ne Kate für ’t Olümpjastadjon?
G: Zun Hundattausendsten Ma, ick intrissier ma nich für Fußball.
A: Der Papst, Gott.
G: Ja, villeicht intrissiert sich der Papst für Fußball, dit kann schon sein, aba, hat mit mir nüscht zu tun.
A: Der Papst kommt nach Berlin, Gott.
G: Um sich ’n Fußballspiel anzukieken?
A: Nee. Der spricht da, in’ Olümpjastadjon.
G: Mit Fußballspielan?
A: Unta andiren, ja. Also könntick mir jedenfalls vorstelln, dit da ooch Fußballspiela unta die Zuschaua sind. Jibs ja, so Tüpen, die sich bekreuzijen, bevor se uffs Feld loofen. Aba inne Hauptsache sprichta wohl zu uns, Gott, zu uns Menschen, zu uns Berlinan und Berlinbesuchan, weila uns lieb hat, nämich.
G: Hatta dit, ja?
A: Hatta.
G: Und wieso biste dir da so sicha?
A: Er lächilt imma so lieb, Gott und seine Hände, haste ma uff seine Hände jeachtit? Er hat janz warmherzige Hände hatta. Janz weiche, warmherzige Hände.
G: Biste valiebt?
A: Quatsch, Gott. Ick hab doch früa ooch imma jedacht, dit der Papst ein schlechta Mensch wär. Ditta so, hier, mit den Kondomvabot und nur Ficken wegen Kindakriegen, diese Lustfeindlichkeit und die Frauenuntadrückung und so, der janze Quatsch mit den Abtreibungsvabot und die Homophobie und die Untastützung von die Klerikalfaschisten, dit dit ooch ürgendwie mit ihn wat zu tun hätte. Dit habick ja ooch imma jedacht, damals.
G:: Aba hattit janich.
A: Nee. Weil dit sieht man nämich anhand seina Hände.
G: Und wie a kiekt.
A: Is dir ooch schon uffjefalln, oda?
G: Ja, er kiekt imma so ’n bisschen trüb.
A:Wirr. Er kiekt ooch ’n bisschen wirr, findick.
G: Und manchma grinsta frech dazu.
A: Er lächilt, Gott, er lächilt. Ick gloob ja, der is janz woandas oft. Ick gloob, der is oft in Jedanken untawegs. Villeicht ja in Jedanken bei uns, Gott? Bei seinen Menschen.
G: Du meinst, er is wahnsinnich jeworden?
A:Er hat uns lieb, Gott. Er hat uns wahscheinlich mindistens jenauso lieb wie der Papst davor und wie der Papst davor und wie der Papst...
G: … davor, jaja. Aba du meinst, dit is jetz nich weita schlümm, oda wie?
A: Man muss ihn so nehmen wie a is, Gott. Man kann doch zur Abwechslung ooch ma uff ihn zujehn, ihn ma einfach ma untahaken und mitnehm’, in unsre Mitte mitnehm’, mit ihn singen denn und lachen, tanzen, musizieren, Späße machen. Wir sind doch alle so dermaßen untaschiedlich uff diesa Welt, Gott und trotzdem müssen wa ja lernen miteinander auszukommen, ürgendwie.
G: Dit haste schön jesagt.
A: Brauchste noch ’ne Kate?
G: Für ’t Olümpjastadjon?
A: Hmm.
G: Nee. Weeßte, ick lass euch dit einfach ma machen. Villeicht jakeene schlechte Idee. Ma ’n bisschen Vaantwortung auße Hand zu jeben, Uffgaben zu deligieren. Fällt een’ schwer natühlich, klah, wemman dit ’n pah Milljonen Jahre lang jemacht hat, aba … hilft ja nüscht. Müsst ja ooch ma aus de Windiln raus, wa? Müsst ja ma lernen, uff eigene Beene zu stehn, könnt ja nich imma nur anne Kreuzung ängstlich waten, ob wat kommt, müsst ja ooch ma rübajehn, selbst wenn keene Ampil da statjoniert is, die euch die Entscheidung abnimmt.
A: Dit, nu wiederum, hast du schön jesagt, Gott. Aba, … Milljonen? Wahn dit nich Milljarden Jahre?
G: Mit die Päpste? Nee, so ville nu ooch nich. Oda wartte ma … , nee.
A: Tschüss Gott.
G: Tschüss du. Ach, du?
A: Ja?
G:: Aba nich ditta wieda uff so tolle Ideen kommt wie Platzsturm, ja, oda Gästeblock aus’nandanehmen, ähnliche Scherze.
A: Damit die B.Z. titiln kann: »Ihr seid eine Schande für Berlin«? Futta denen, die Hunga ham, nich Springa! Aba ’n kleenit Transparent, Gott, wo druffsteht: »Ick will ein Kind von dir«, dit würd doch wohl noch alaubt sein.
G: Okee, ick seh schon, Vaantwortung übanehmen müssen wa noch üben.

Der Autor ist Mitglied bei den Berliner Surfpoeten. Seine »Zwiegespräche mit Gott« sind regelmäßig auf Radio Eins zu hören. Sein Buch »Zwiegespräche mit Gott – Unser täglich Brot« ist gerade bei Voland & Quist erschienen.