Artenschutz für Anophthalmus hitleri!

Nur mal angenommen, Sie würden erfahren, jemand hätte ein Insekt nach Ihnen benannt. Einen fünf Millimeter kleinen, braunen, räuberisch lebenden Laufkäfer ohne Augen, der ausschließlich tief im Innern einer Handvoll Höhlen lebt. Würden Sie sich da besonders geschmeichelt fühlen? Fast wirkt es wie die Aktion einer ausgefuchsten Spaßguerilla: In Slowenien lebt ein Käferchen, das den wissenschaftlichen Namen Anophthalmus hitleri trägt und tatsächlich nach Adolf Hitler benannt wurde. Leider aber nichtas von der slowenischen Antifa. Sondern von einem waschechten Nazi, dem Käferforscher Oscar Scheibel, »als Ausdruck meiner Verehrung«, wie er in der Erstbeschreibung von 1937 ausführt. Der Mann ist dafür nicht mal ins KZ gekommen, sondern er erhielt einen Dankesbrief vom Führer.
Dafür ist aber der Hitlerkäfer selbst in große Schwierigkeiten geraten. Denn die Nazis finden ihn toll und legen, ohne mit dem rechten Arm zu zucken, 1 000 Euro und mehr für ein Exemplar auf den Tisch. Nun kriechen Sammler in die slowenischen Höhlen, um den geldbringenden Blindkäfer zu erbeuten. Weshalb die Tierchen als gefährdet gelten. Ihnen droht sozusagen ein Genozid durch die Nazis. Für die ist das Insekt ein wahrer Held. So wurde es jüngst in einem Szene-Blog gefeiert: »Sein prächtiger brauner Panzerkörper ließ ihn so stark und kraftvoll erscheinen, seine Bewegungen waren zugleich sehr elegant und staatsmännisch«, und er hat eine rührende Geschichte zu erzählen: »Er sprach von den roten Käferhorden, die über seine Höhlen herfielen, von den Käferjägern, die ihn und sein Volk ausrotten wollten, und schließlich auch von den gewissenlosen Antikäfern, die ihm gar seinen Namen streitig machen wollten. Sein Lebenswille und der seines Volkes blieben aber stets ungebrochen und die Braunen erwehrten sich tapfer jeden Angriffes, schlugen ihre Gegner allesamt in die Flucht und leben seither unter seiner Führung in seinem nunmehr dritten Höhlenreich.«
Und in solch einer feuchten, dunklen, kalten Höhle, tief unten in der Erde, da könnte man die Braunen denn auch gerne unter Artenschutz stellen, als lebendes Mahnmal, das daran erinnert, dass die Evolution hier und da auch echte Flops landet.